„Am
4. Februar abends meldete die 8. Kompagnie in F 1 a, daß sie beim Gegner
verschiedene verdächtige Anzeichen festgestellt habe, die in Verbindung mit dem
in den letzten Tagen beobachteten Einschießen von französischen Batterien mit
Fliegerbeo-bachtung und dem stärkeren Verkehr beim Gegner auf einen
beabsichtigten Vorstoß schließen ließen. So wurde ein über einen Grabenrand
herabhängendes weißes Band und ein an einem Pfosten angebrachtes weißes
Richtungszeichen festgestellt. Auch hatte der Gegner an verschiedenen Punkten
seine Hindernisse weggeräumt. Das ganze II. Batail-lon ist die Nacht über
alarmbereit, doch bleibt alles ruhig. Die eigene Artillerie und die Minenwerfer
suchen weitere feindliche Vorbereitungen durch Störungsfeuer zu hindern.
Gegnerische Lager werden vergast; dabei gehen einige Granaten zu kurz nach F 1
b, wobei einige Leute der 6. Kompagnie, darunter zwei Zugführer, leicht
vergiftet werden.
Man
rechnet damit, daß der Angriff in der Morgenfrühe des 5. Februar stattfinden
werde. Aber es regt sich nichts; die auf 9 Uhr früh verschobene Ablösung des
II. durch das I. Bataillon geht ungestört vor sich. Die 1. Kompagnie bezieht F
1 a. Da um 10 Uhr setzt der Gegner zunächst mit schwerem Artilleriefeuer auf
den Theklastützpunkt ein. Das Feuer verbreitet sich allmählich auf die ganze
Stellung F 1 a und die anschlies-senden Teile der Nachbarabschnitte, auf
Bereitschaften und Zugangsgräben und sogar auf die K 4-Linie auf der
Schimpfhöhe. Seit 12.45 Uhr liegt schwerstes Artillerie- und Minenfeuer auf der
Stellung F 1 a. Diese wird vollkommen zerstört. Zahlreiche Stollen-eingänge
werden zusammengeschossen. Die Posten haben sich bei Beginn des Trom-melfeuers
befehlsmäßig zurückgezogen. Trotzdem wird eine Beobachtung aufrechter-halten. Um
2.30 Uhr greift der Gegner mit drei Stoßtrupps von je 20 – 30 Mann an. Der
westliche Stoßtrupp, der gegen die Regimentsgrenze vorgeht, wird durch das hier
noch nicht ganz zerstörte Hindernis aufgehalten und weicht dann vor dem
Gewehrfeuer einiger Leute, die einen Granattrichter besetzten, zurück. Dagegen
dringt der östliche Stoßtrupp in den Wilhelminengraben ein, der mittlere in den
Wallygraben. Der am Eingang zum Kompagnieführerstollen im Wallygraben
beobachtende Mann erhält eine glücklicherweise nicht krepierende Handgranate auf
die Brust und fällt in den Stollen hinab. Dadurch wird Hauptmann Bühler, der
sprungbereit an der Treppe steht, aufmerk-sam gemacht. Er stürzt heraus, wirft
Handgranaten nach rechts und links, schießt das Sperrfeuerzeichen ab und drängt
mit seinen aus dem Stollen herausgerufenen Leuten die Franzosen gegen das
Hindernis zurück. Leutnant Nestle, der jüngere Bruder des im Sommer 1916 bei
der Ablösung im Cheppywald gefallenen Offiziers, eilt ihm über das freie
Gelände hinweg mit einem Trupp zu Hilfe und zusammen vertreiben sie den
feindlichen Stoßtrupp aus der Stellung. Da sieht auf einmal ein Mann, daß auch
von rückwärts, vom Wilhelminengraben her, Franzosen kommen. Es ist der östliche
Stoß-trupp. Hauptmann Bühler wendet sich nun auch gegen diesen und im Verein mit
einem Trupp seiner Kompagnie, der im Wilhelminengraben bisher Widerstand
geleistet hat, vertreibt er auch diese letzten Franzosen. Das feindliche Feuer
flaut rasch ab und man kann den Schaden feststellen.
Ein
Mann ist tot, eine größere Anzahl verwundet und zwei werden vermißt; niemand
hat gesehen, wie sie verschwunden sind. Zunächst glaubt man eher, daß sie
verschüttet wurden. Aber der französische Tagesbericht läßt erkennen, daß sie
in Gefangenschaft geraten sind. Die Stellung ist schwer mitgenommen. der K
1-Graben ist ein Trichterfeld, einzelne Verbindungsgräben sind überhaupt nicht
mehr zu finden. Von den Hindernissen sind nur spärliche Reste geblieben.
Schwere Arbeit kostet es die 1. Kompagnie und die Bereitschaftskompagnien, die
Stellung wieder instand zu setzen.“
aus: „Das Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment
Nr. 125 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1926
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