„Die
Höhen westlich Heninel waren stark besetzt. Heftiges Artillerie- und
Maschinen-gewehrfeuer prasselte den Kompagnien entgegen, so daß sie verhielten.
In Heninel fiel dem I. Batl. ein englisches Bierlager in die Hände, das vom
sachkundigen Führer sofort für seine Truppe beschlagnahmt und sorgfältig
verwaltet wurde. Überall gab es in Hülle zu essen. Besonders geschätzt waren
die englischen Konservenbüchsen, denn die Rationen waren klein geworden und der
Soldatenwitz hatte dem ganzen Angriff den derben aber bezeichnenden Ausdruck
„Kohldampfoffensive“ gegeben. Kurz nach 9 Uhr nahm auch das III. Batl.
entfaltet den Vormarsch gegen Heninel auf, löste sich vor dem Höhenhang in drei
Schützenlinien auf, stieg wie bei einer Felddienstübung unbelästigt den Südhang
des Cojeulbaches hinunter und durchschritt 11.30 Uhr vormittags Heninel, um an
dessen Nordrand eine kurze Atempause zu machen. Auf den Bachgrund legte der
Gegner nun wahnsinniges Feuer. Jetzt ging es den Nordhang hinauf, zum Sturm
gegen stark verdrahtete Gräben, in denen tapfere Verteidiger unerschüttert und
unentmutigt standhielten. Wieder traten starke Verluste ein und der Angriff
blieb zunächst vor dem englischen Hindernis liegen, wo sich die 10. und 11.
Komp. eingruben. Die 9. und 12. Komp. wurden zur Verstärkung des linken Flügels
herangezogen. Um 4 Uhr kam die Begleitbatterie und wetterte in die englischen
Gräben. Da sie aber zu nahe an den Nordhang der zum Cojeulbach fallenden
Anhöhe herangefahren war, konnte sie keine Nahziele bekämpfen und überschoß die
vorderen feindlichen Grabenstücke. Nichts-destoweniger wurde 4.40 Uhr der englische
Stützpunkt „Tommyauge“ in langsamem Grabenkampfe erstürmt und feindliche
Grabenstücke aufgerollt. Es war ein Helden-kampf ohnegleichen. Führer und
Mannschaften wetteiferten. In kleine Gruppen aufge-löst, rauften sich die
Kompagnien um die zahllosen, maschinengewehrgespickten Gra-benstücke des
„Tommyauges“ und vertrieben im Nahkampf den Gegner. Hier starb Leutnant d. R. Lachenmann
an der Spitze seines Zuges den Heldentod. Von einem Drahthindernis aufgehalten,
wollte er den Weg bahnen, sprang in das Drahtgewirr hinein und fiel durch den
Kopf geschossen. Aber der feindliche Stützpunkt wurde genommen. Die Höhe wurde
überschritten und die Talmulde zwischen Neuville-Vitasse und Wancourt
eingesehen. Nachts 11 Uhr schien der Feind zum Gegenstoß zu schreiten;
Sperrfeuer zerschmetterte seine Versuche. Nach Mitternacht wurde es wieder
ruhiger. Das II. Batl. lag während dieser Kämpfe in Reserve östlich Heninel.ׅ“
aus: „Das
Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1920
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