Freitag, 30. März 2018

30. März 1918


„Die Ziffer 1 des am 30. März, 3 Uhr vormittags, ausgegebenen Regimentsbefehls laute-te:
„7.30 Uhr vormittags Sturm. Das treubewährte, tapfere Regiment wird auch heute voll und ganz seine Pflicht und Schuldigkeit tun.“
Auf die Minute erfolgte nach halbstündiger Artillerie- und Minenwerfervorbereitung der Sturm. Wie auf dem Übungsplatz bei Neuflize traten die Bataillone in tiefer Gliederung, gefolgt von ihren Begleitzügen, in der befohlenen Richtung an, in vorderster Linie lichte Schützenlinien mit leichten Maschinengewehren. Die Maschinengewehr-Kompagnien unterstützten das Vorgehen der Infanterie durch überhöhendes Feuer. Die leichten Wer-fer beteiligten sich erfolgreich an der Bekämpfung der feindlichen Maschinengewehr-Nester. Fernsprecher und Lichtsignalisten wetteiferten mit der Aufnahme der Verbin-dungen. Zuerst wurde Boulogne la Grasse und die Windmühlenhöhe trotz hartnäckigen Widerstandes genommen, sodann Dorf Hainvillers in welchem eine französische Kom-pagnie gefangen wurde. Die Gefangenen gehörten dem französischen Reserve-Infante-rie-Regiment Nr. 319 an. Später kamen solche des französischen Dragoner-Regiments Nr. 32 und der 8. Tirailleurs (4. französische Armee) hinzu. Zahlreiche feindliche Maschinengewehr-Nester hatten den Angriff ungemein beschwert und besonders beim I. Bataillon erhebliche Verluste hervorgerufen. Bei ihrer Bekämpfung – die Artillerie-Begleitzüge kamen des sumpfigen Geländes wegen nicht recht mit – hatten sich besonders Vizefeldwebel Haar der 1. Kompagnie, Unteroffizier Wachendörfer der 2. Kompagnie, Sieger und Bayer der 6. Kompagnie und Vizefeldwebel Kiemle der 1. Maschinengewehr-Kompagnie ausgezeichnet. Vizefeldwebel Volle, der schneidigste Unteroffizier der 6. Kompagnie, hatte den vordersten Zug mit außerordentlicher Tapfer-keit über die ersten Stellungen des Gegners hinweg gegen das Dorf geführt, das er mit Teilen seines Zuges als einer der ersten mit stürmen half.ׅ
Bei Mortemer kam der Angriff zum Stehen, da das Infanterie-Regiment Nr.476 nicht weiter vorkam. Sein linker Flügel blieb schon südlich Conchy les Pots hängen, weil die 5. Garde-Infanterie-Division den Angriff nicht mitmachte.
Der Angriff des Infanterie-Regiments Nr. 127 war mit großer Frische erfolgt und bis in die Höhe von Rollot und Wald von Rouance trotz heftiger feindlicher Gegenwehr ununterbrochen im Fluß geblieben. Rechts vom Infanterie-Regiment Nr. 127 hatte die 238. Infanterie-Division das Dorf Rollot genommen. In Erwartung der Fortsetzung des Angriffs wurde das II. Bataillon in vorderer Linie abgelöst Zur Unterstützung traf 11.20 Uhr vormittags die III. Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 281 unter Hauptmann Hoffmann mit 4 Batterien ein und ging ungeachtet des von Mortemer entlang der Straße nach Rollot streichenden Maschinengewehr- und Revolverkanonenfeuers wie auf dem Exerzierplatz dicht hinter dem Regiment in Stellung, um schanzende Franzosen auf Höhe 100 östlich Courcelles und das Dorf Mortemer unter Feuer zu nehmen. Dankbar wurde die Hilfe der tapferen Kanoniere begrüßt. Mit Rücksicht auf die Bedrohung der linken Flanke von Orvillers her wurde das II. Bataillon abends hinter den linken Flügel des I. Bataillons an die Nordostecke des Waldes von Rouance gezogen. Für das I. und III. Bataillon wurde Abwehrbereitschaft nach der Tiefe befohlen. Ein tiefes Eingaben war wegen des hohen Grundwasserspiegels ausgeschlossen. Wiederholte Gegenstöße der Franzosen nach vorausgegangener heftiger Artillerievorbereitung, teilweise mit Tanks, am 30 März abends und am 31. März vom Mortemer und Orvillers her gegen die Stellungen des Regiments scheiterten unter schweren Verlusten für den Gegner.“


aus: „Das neunte Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 127 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

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