„Die
Ziffer 1 des am 30. März, 3 Uhr vormittags, ausgegebenen Regimentsbefehls
laute-te:
„7.30
Uhr vormittags Sturm. Das treubewährte, tapfere Regiment wird auch heute voll
und ganz seine Pflicht und Schuldigkeit tun.“
Auf
die Minute erfolgte nach halbstündiger Artillerie- und Minenwerfervorbereitung
der Sturm. Wie auf dem Übungsplatz bei Neuflize traten die Bataillone in tiefer
Gliederung, gefolgt von ihren Begleitzügen, in der befohlenen Richtung an, in vorderster
Linie lichte Schützenlinien mit leichten Maschinengewehren. Die
Maschinengewehr-Kompagnien unterstützten das Vorgehen der Infanterie durch
überhöhendes Feuer. Die leichten Wer-fer beteiligten sich erfolgreich an der
Bekämpfung der feindlichen Maschinengewehr-Nester. Fernsprecher und
Lichtsignalisten wetteiferten mit der Aufnahme der Verbin-dungen. Zuerst wurde
Boulogne la Grasse und die Windmühlenhöhe trotz hartnäckigen Widerstandes
genommen, sodann Dorf Hainvillers in welchem eine französische Kom-pagnie
gefangen wurde. Die Gefangenen gehörten dem französischen
Reserve-Infante-rie-Regiment Nr. 319 an. Später kamen solche des französischen
Dragoner-Regiments Nr. 32 und der 8. Tirailleurs (4. französische Armee) hinzu.
Zahlreiche feindliche Maschinengewehr-Nester hatten den Angriff ungemein
beschwert und besonders beim I. Bataillon erhebliche Verluste hervorgerufen.
Bei ihrer Bekämpfung – die Artillerie-Begleitzüge kamen des sumpfigen Geländes
wegen nicht recht mit – hatten sich besonders Vizefeldwebel Haar der 1.
Kompagnie, Unteroffizier Wachendörfer der 2. Kompagnie, Sieger und Bayer der 6.
Kompagnie und Vizefeldwebel Kiemle der 1. Maschinengewehr-Kompagnie
ausgezeichnet. Vizefeldwebel Volle, der schneidigste Unteroffizier der 6. Kompagnie,
hatte den vordersten Zug mit außerordentlicher Tapfer-keit über die ersten Stellungen
des Gegners hinweg gegen das Dorf geführt, das er mit Teilen seines Zuges als
einer der ersten mit stürmen half.ׅ
Bei
Mortemer kam der Angriff zum Stehen, da das Infanterie-Regiment Nr.476 nicht
weiter vorkam. Sein linker Flügel blieb schon südlich Conchy les Pots hängen,
weil die 5. Garde-Infanterie-Division den Angriff nicht mitmachte.
Der
Angriff des Infanterie-Regiments Nr. 127 war mit großer Frische erfolgt und bis
in die Höhe von Rollot und Wald von Rouance trotz heftiger feindlicher
Gegenwehr ununterbrochen im Fluß geblieben. Rechts vom Infanterie-Regiment Nr.
127 hatte die 238. Infanterie-Division das Dorf Rollot genommen. In Erwartung
der Fortsetzung des Angriffs wurde das II. Bataillon in vorderer Linie abgelöst
Zur Unterstützung traf 11.20 Uhr vormittags die III. Abteilung des
Feldartillerie-Regiments Nr. 281 unter Hauptmann Hoffmann mit 4 Batterien ein
und ging ungeachtet des von Mortemer entlang der Straße nach Rollot
streichenden Maschinengewehr- und Revolverkanonenfeuers wie auf dem
Exerzierplatz dicht hinter dem Regiment in Stellung, um schanzende Franzosen
auf Höhe 100 östlich Courcelles und das Dorf Mortemer unter Feuer zu nehmen.
Dankbar wurde die Hilfe der tapferen Kanoniere begrüßt. Mit Rücksicht auf die
Bedrohung der linken Flanke von Orvillers her wurde das II. Bataillon abends
hinter den linken Flügel des I. Bataillons an die Nordostecke des Waldes von
Rouance gezogen. Für das I. und III. Bataillon wurde Abwehrbereitschaft nach
der Tiefe befohlen. Ein tiefes Eingaben war wegen des hohen Grundwasserspiegels
ausgeschlossen. Wiederholte Gegenstöße der Franzosen nach vorausgegangener
heftiger Artillerievorbereitung, teilweise mit Tanks, am 30 März abends und am
31. März vom Mortemer und Orvillers her gegen die Stellungen des Regiments
scheiterten unter schweren Verlusten für den Gegner.“
aus: „Das neunte Württembergische
Infanterie-Regiment Nr. 127 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920
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