„In
Bahnhof Christinowka stauten sich inzwischen die russischen Heimkehrer, die
sich der Bahn entlang ihren Weg von der Front nach Hause zusammensuchten. Da
der Zugverkehr hier endete, setzten sie sich stillschweigend auf ihren
Gepäcksack und warteten; irgendeine Gelegenheit zum Weiterkommen würde sich
finden. Schließlich konnten wir auf der Station keinen Schritt mehr tun, ohne
auf einen Russen zu treten. Eine jämmerliche Heimkehr für diese Leute, die vielleicht
noch hunderte von Kilome-tern vor sich hatten, und welche unerschütterliche
Geduld! Die Waffen nahmen wir ihnen ab, ließen sie aber im übrigen unbehelligt,
obschon sie uns behinderten. Viele Tage und Nächte hockten sie da, ehe sie ihre
Hoffnung aufgaben und sich verliefen.
Die
Bolschewisten. Sie waren in aller Mund, aber noch wußten wir nicht, wie sie
aussahen und wo sie saßen. Lokomotivpatrouillen fuhren los. In westlicher
Richtung trafen sie bei Wapnjarka, an der Hauptstrecke nach Odessa, ein k. u.
k.-Infanterie-Regiment, nach Osten zu war das Land endlos weit vom Feind wie
von eigenen Truppen frei, südwärts endete die Bahn in Uman.
„III./L.
121 besetzt die Bugbrücken bei Gubnik, Gaiworon und Podgorodnaja mit je einem
Zug“ ordnete jetzt ein Divisionsbefehl an.
Gubnik,
an der Linie nach Wapnjarka, 60 km westlich Christinowka. Leutnant Chur mit
einer Wache der 10. Kompagnie unter Vizefeldwebel (Offizier-Aspirant) Knörzer
wurde dorthin entsandt; drei Stunden später waren beide Führer tot. Nach
Aufstellung der Brückenwache waren sie bei der Suche nach einem Wachtlokal, zu
der sie unvorsich-tigerweise keine Bedeckung mitnahmen, am Ortsrand von Gubnik
hinterrücks überfal-len, niedergeschossen und zusammengehauen worden; bis Hilfe
kam, waren die Täter verschwunden. „Dorf Gubnik legt seine Untertänigkeit zu Füßen.
Die Einwohner kön-nen nichts dafür; eine Räuberbande hat es getan“
telegraphierte die Gemeinde und erhielt Befehl zur Auslieferung der Schuldigen
bis zum andern Morgen, widrigenfalls ihr Ort zerstört werde. Nun machten sich
die Männer von Gubnik auf die Jagd; vier der Mörder brachten sie totgeschlagen,
einen lebendig bei; der Überlebende wurde kriegs-gerichtlich zum Tode verurteilt
und in Christinowka standrechtlich erschossen. Unsere Kameraden beerdigten wir
auf dem Friedhof bei der Station Christinowka.“
aus: „Das Württembergische
Landw.-Infanterie-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1925
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