„Nachdem
durch einen abgeschossenen und eingebrachten Engländer von der 11./124 die 35.
engl. Division festgestellt war, sagte am 22. April ein an einer anderen Stelle
gemachter Gefangener aus, am Abend des 22. sei ein größerer Angriff geplant.
Vor-kommandos der 3. Marine-Div. befanden sich bereits in unserer Stellung, um
eine dem-nächst vorgesehene Ablösung vorzubereiten. Für alle Teile wurde erhöhte
Gefechtsbe-reitschaft befohlen, die in den letzten Wochen geleistete Arbeit
machte sich jetzt bezahlt, war doch fast überall ein durchlaufender Graben
entstanden, der der Kampf-truppe einen Halt bot, auch Bereitschaften fanden
schußsichere Unterkunft am Bahn-damm. Drahthindernisse waren überall gezogen.
8.20
Uhr abends beobachtete die 3./124 auf den Höhen von Bouzincourt starke
feind-liche Kolonnen im Anmarsch. 8.50 Uhr abends setzte schlagartig
Trommelfeuer auf die Stellungen ein, alle Straßen und Aveluy lagen unter dem
Feuer mittlerer und schwerer Kaliber. Nach wenigen Minuten schon verlegten die
Engländer ihr Feuer nach rückwärts und traten zum Angriff an, wie immer in
dichten Wellen. Durch Leuchtzeichen ange-fordert, setzte unser Sperrfeuer ein,
Infanterie und M.-G. feuerten, was aus den Geweh-ren ging. 100 Meter vor der
Stellung kam der Anlauf ins Stocken und kriechend ver-suchte der Gegner, sich
der Stellung zu nähern. Unter schweren blutigen Verlusten wur-de er überall
abgewiesen. Bei der 2./124 hatten 2 leichte M.-G. mit ihren tapferen
Bedienungen den Hauptanteil bei der Abwehr, bei der 3. Kompagnie die schweren
M.-G. der 1. M.-G.-K. 9.45 Uhr abends war der Gegner überall wieder
zurückgegangen, die Artilleriebeschießung dauerte bis 11 Uhr abends an. Höchste
Anerkennung verdienten auch die Meldegänger, die von der vordersten Linie zum
K.-T.-K. und von dort zum Regiment nach Aveluy die Nachrichten brachten. Die
Fernsprechleitungen waren alle durch Feuer zerstört, auch die Funkenstation
beim Regimentsgefechtsstand hatte durch die Einschläge schwerer Granaten so
gelitten, daß sie nicht mehr arbeitete. Gegen 4 Uhr morgens trat dann Ruhe ein.
Das Regiment hatte 92 Mann verloren, darunter 23 Tote.“
aus: „Das Infanterie-Regiment „König
Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918ׅ, Stuttgart 1921
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