Mittwoch, 25. April 2018

25. April 1918



„Kurz nach Mitternacht am 25. April bricht unter heftigem Feuer auf unsere rück-wärtigen Stellungen der englische Gegenangriff los. Dem Inf.-Regt. 48 wurde durch englische Massen das Dorf Villers Bretonneux wieder entrissen und von dort aus gelang es dem Gegner, unserem II. Bataillon in Flanke und Rücken zu kommen. Die 6. Kom-pagnie am linken Flügel wurde trotz heftigen Widerstandes völlig aufgerollt und nur noch Trümmer kamen zurück. Die 8. und 7. Kompagnie, die Gefahr noch rechtzeitig erkennend, können sich etwa 450 Meter zurückziehen und dort wieder erneut aufbauen und dem Gegner energisch Halt gebieten.
Am Morgen des 25. ist die Lage ziemlich ungeklärt, besonders ist der Verlauf der vorderen Linie nicht einwandfrei festgestellt. Das Regiment entsendet daher in den frühen Morgenstunden seinen Ordonnanzoffizier, Leutnant d. L. Feil (Wilh.) und seinen Nachrichtenoffizier, Leutnant d. R. Reichert, zur Erkundung nach vorne. Leutnant Feil geht im Schutze des Frühnebels die vordere Stellung in Begleitung eines Artilleriever-bindungsoffiziers, Leutnant d. R. Steiner, Feldart. 238, ab. Da, als sie ihre Aufgabe fast erfüllt hatten, hebt sich für einen Augenblick der Nebelschleier und aus nächster Nähe rattert ein feindliches Maschinengewehr los. Leutnant Feil sinkt schwer durch den Hals getroffen zusammen, Leutnant Steiner will den blutenden Kameraden verbinden, doch zu Tode getroffen fällt er über den Schwerverwundeten. Treue Mannschaften holen Leutnant Feil unter Lebensgefahr zurück in den Sanitätsunterstand des Regiments. Dort zeichnet der durch Blutverlust völlig erschöpfte Offizier, dessen durchschossene Zunge jegliche Sprache versagt, die von ihm festgestellte lückenlose vordere Linie mit zittrigen Strichen auf Meldekarte, ehe er ohnmächtig auf der Tragbahre zurücksinkt.
Mit zäher Energie versucht es der Gegner unablässig, unsere Linien zurückzudrücken, aber nur kleine Grabenstücke müssen ihm nach hartem Kampf preisgegeben werden. Das Tags zuvor mühsam Eroberte geht so allmählich wieder verloren; bitter, sehr bitter, das erdulden zu müssen. Aber das Regiment ist von dem langen Einsatz und dem an-dauernden trommelartigen Feuer des Gegners so abgekämpft und zusammengeschossen, daß die Linien zu licht sind, um den Massenanstürmen der Engländer erfolgreich in den halbverschütteten Löchern Widerstand zu leisten.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 479“, Stuttgart 1923

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