„Kurz
nach Mitternacht am 25. April bricht unter heftigem Feuer auf unsere
rück-wärtigen Stellungen der englische Gegenangriff los. Dem Inf.-Regt. 48 wurde
durch englische Massen das Dorf Villers Bretonneux wieder entrissen und von
dort aus gelang es dem Gegner, unserem II. Bataillon in Flanke und Rücken zu
kommen. Die 6. Kom-pagnie am linken Flügel wurde trotz heftigen Widerstandes
völlig aufgerollt und nur noch Trümmer kamen zurück. Die 8. und 7. Kompagnie,
die Gefahr noch rechtzeitig erkennend, können sich etwa 450 Meter zurückziehen
und dort wieder erneut aufbauen und dem Gegner energisch Halt gebieten.
Am
Morgen des 25. ist die Lage ziemlich ungeklärt, besonders ist der Verlauf der
vorderen Linie nicht einwandfrei festgestellt. Das Regiment entsendet daher in
den frühen Morgenstunden seinen Ordonnanzoffizier, Leutnant d. L. Feil (Wilh.)
und seinen Nachrichtenoffizier, Leutnant d. R. Reichert, zur Erkundung nach
vorne. Leutnant Feil geht im Schutze des Frühnebels die vordere Stellung in Begleitung
eines Artilleriever-bindungsoffiziers, Leutnant d. R. Steiner, Feldart. 238, ab.
Da, als sie ihre Aufgabe fast erfüllt hatten, hebt sich für einen Augenblick
der Nebelschleier und aus nächster Nähe rattert ein feindliches Maschinengewehr
los. Leutnant Feil sinkt schwer durch den Hals getroffen zusammen, Leutnant
Steiner will den blutenden Kameraden verbinden, doch zu Tode getroffen fällt er
über den Schwerverwundeten. Treue Mannschaften holen Leutnant Feil unter
Lebensgefahr zurück in den Sanitätsunterstand des Regiments. Dort zeichnet der
durch Blutverlust völlig erschöpfte Offizier, dessen durchschossene Zunge
jegliche Sprache versagt, die von ihm festgestellte lückenlose vordere Linie
mit zittrigen Strichen auf Meldekarte, ehe er ohnmächtig auf der Tragbahre
zurücksinkt.
Mit
zäher Energie versucht es der Gegner unablässig, unsere Linien zurückzudrücken,
aber nur kleine Grabenstücke müssen ihm nach hartem Kampf preisgegeben werden.
Das Tags zuvor mühsam Eroberte geht so allmählich wieder verloren; bitter, sehr
bitter, das erdulden zu müssen. Aber das Regiment ist von dem langen Einsatz
und dem an-dauernden trommelartigen Feuer des Gegners so abgekämpft und zusammengeschossen,
daß die Linien zu licht sind, um den Massenanstürmen der Engländer erfolgreich
in den halbverschütteten Löchern Widerstand zu leisten.“
aus:
„Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 479“, Stuttgart 1923
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