„10
Uhr vormittags trat das Bataillon an. Unter geschickter Ausnutzung des in der
Nacht erkundeten Geländes wurde Léchelle ohne Verluste erreicht, Chazelle durch
Über-rumpelung genommen. Unverzüglich wurde in der Mulde südwestlich Chazelle
gegen die Pariser Stellung vorgegangen. Mit 3 Kompagnien in vorderer Linie
brach der Sturm auf das stark besetzte feindliche Bollwerk los. Trotz heftigen
Abwehrfeuers gelang es dem Bataillon, bis dicht an die Stellung heranzukommen,
an einer Stelle sogar über das breite Hindernis hinweg in diese einzudringen.
Auch das links anschließende Inf.-Regt. 53 war gut vorwärtsgekommen, während
der rechte Nachbar im feindlichen M.-G.-Feuer stark zurückblieb. Das I. Batl.
war inzwischen bis Chazelle gefolgt und hatte sich an dem Hang dicht westlich
des Dorfes bereitgestellt. Das französische Artilleriefeuer steigerte sich.
Es
war etwa 2.30 Uhr nachmittags, als plötzlich, wie aus dem Boden gezaubert, ein
feindlicher Tankangriff kam. Von schwarzen Truppen begleitet, brachen etwa 20
schnell fahrende Kampfwagen gegen das Bataillon Roller vor. Rasch wurde der
rechte, nicht angelehnte Flügel unter dem Schutze unserer Minenwerfer und
Begleitbatterie zurück-gebogen und der Angriff dann auf nächste Entfernung
abgewehrt. Einige der eisernen Ungetüme blieben in unserem Feuer liegen, die
anderen zogen sich schleunigst zurück. Kaum war dieser Kampf entschieden, als
auf dem linken Flügel französische Kavallerie gefolgt von marokkanischen
Fußtruppen anritt. Mit leichter Mühe wurden die kühnen Reiter durch unsere 4.
Kompagnie abgewiesen. Trotzdem versuchte der Feind immer wieder, sich unserer
Umklammerung zu entziehen, galt es doch für ihn, seine jetzige Stellung mit
Aufbietung aller Kraft zu verteidigen. Schon gegen 5 Uhr nachmittags war ein
erneuter Tankangriff gegen unseren rechten Flügel vorgebrochen, jedoch wieder
ohne Erfolg. Trotz aller Gegenangriffe hielt sich das II. Bataillon dicht vor
der feind-lichen Stellung. Erst als der linke Nachbar durch flankierendes
M.-G.-Feuer an den Süd-ostrand von Léchelle ausweichen mußte, hatte auch unsere
Stunde geschlagen. Jetzt hingen beide Flügel in der Luft, so daß sich der
Bataillonsführer entschließen mußte, diese zurückzubiegen, um zwischen Chazelle
und Léchelle eine nach Westen halbkreis-förmig vorspringende Stellung
einzunehmen.
Kaum
war diese bezogen, so wurde sie auch schon angegriffen. Jedoch umsonst. Alle
Angriffe, die während des Abends und teilweise noch in der Nacht erfolgten,
blieben in unserem Feuer liegen.“
aus:
„Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933
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