„„Der
Angriff auf die Stadt Reims findet nicht statt, die Division richtet sich zur
Abwehr ein.“ So lautete die Ziffer 1 des Divisionsbefehls vom 16. Juni 1918.
Die Kämpfe nah-men daher den Charakter des Stellungskrieges an. Die Bataillone
wechselten sechstägig zwischen vorderer Linie am Petersberg und in Tinqueux und
Ruhequartier in St. Thierry. Der Ausbau der Stellung trat in den Vordergrund,
vor allen Dingen mußten Hindernisse vor die Front und die Gräben vertieft
werden. Am Ausgang von Champigny nach Tinqueux wurden Küchen in den Steilhang
eingebaut, hinter welchem sich auch der Verbandplatz und ein kleiner Kirchhof
des Regiments befanden. Der Weiler Champigny mit hübschen Villen und Parks
zeigte noch die Spuren einstigen Wohlstandes. In den Gärten gab es Gemüse,
besonders Spargeln und neue Kartoffeln, die eine willkommene Bereicherung des
Speisezettels bildeten. Der Veslegrund war mit prächtigen Bäumen bestanden, der
Fluß, etwa 10 – 15 Meter breit und 2 – 3 Meter tief, hatte sumpfige Ufer. Ein
besonders wichtiger und gefährdeter Punkt war die Gärtnerei bei Cinqueux,
welche nur 300 Meter vom Gegner entfernt, von einer Feldwache des Regiments
besetzt war. Von der Dachluke des Gärtnerhauses hielt der Posten Auslug. Der
tadellos angelegte Garten lieferte Gemüse für Freund und Feind. Vom
hochgelegenen Ruhequartier St. Thierry aus hatte man einen wunderbaren Blick
auf die Stadt Reims und den Abschnitt des Regiments. Das Vesletal und die
umliegenden Höhen waren landschaftlich von hohem Reiz. Das Regiment kannte Reims
jetzt von drei Seiten, es fehlte nur noch der Süden. Am 17. Juni abends wurde
das Infanterie-Regiment Nr. 475 aus seinem Ab-schnitt herausgezogen und wieder links
neben dem Infanterie-Regiment Nr. 476 einge-setzt. Der Abschnitt des
Infanterie-Regiments Nr. 127 mußte daher nach rechts verbrei-tert werden. Zur
Verstärkung wurden 2 Kompagnien des Landsturmbataillons Braun-schweig, alte gute
Bekannte von der Aisne her, und 2 Scharfschützen-Maschinenge-wehr-Kompagnien dem
Regiment zugeteilt.“
aus: „Das neunte Württembergische Infanterie-Regiment
Nr. 127 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920
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