„Nun
also stand man wieder am Stammplatz bei Miraumont, dort wo die 26. Res.-Division
vor zwei Jahren so ruhmvoll in der Sommeschlacht gekämpft hatte. die Gedan-ken
schwingen zurück in das Jahr 1914, als die Division siegreich vordrang im
Artois, um die Linie Serre – Pozières zu erkämpfen. Wie anmutig bot sich die
picardische Landschaft zu beiden Seiten der Ancre. Und jetzt! Auf der Karte
waren die einst blü-henden Dörfer Miraumont, Irles, Pys, Courcelette, Thiepval,
Grandcourt, Beaucourt, mit denen jeden 26er ungezählte Erinnerungen verbinden,
gewissenhaft eingezeichnet – alles dahin! Statt der Dörfer Schutthaufen,
buchstäblich kein Stein mehr auf dem an-dern. Unkraut wucherte dort, wo einst
frohe menschliche Wohnstätte gewesen. Kein Baum, kein Strauch ringsum. Die
Bewohner in alle Winde zerstreut, die Kreide nach oben, den Humus nach unten
gekehrt – Ströme von Blut waren hier vergossen. Wo einst der französische Bauer
keimenden Samen gesät, lagen Knochen gebettet – Tod, Vernich-tung, Grauen. Das
ist der Moloch Krieg, der Leben und Kultur haßt und vernichtet. Entsetzlich der
Gedanke, daß diese ungeheuerliche Katastrophe des kleinen Ausschnitts Miraumont
sich wiederholt tausend und abertausendmal auf der weitgespannten Front des
Weltkrieges.
Wehe
dem Land, das verurteilt ist, Kriegsschauplatz zu sein! Dieses Bewußtsein ließ
die deutschen Kämpfer des Jahres 1914 begeistert in den Kampf ziehen, die
Heimat zu schützen; dieses Bewußtsein gab den Kämpfern des Jahres 1918 die
Kraft, durchzu-halten.
Die
feindliche Artillerie zeigte sich recht rege. Die alten Bekannten bei Ferme de
la Haie, Sailly au Bois, Colincamps und westlich Hébuterne schossen wie einst
oder noch mehr. Die feindlichen Flieger suchten täglich Bapaume heim, bewarfen
die Lager und erzielten leider in steigendem Maße Treffer mit empfindlichen
Verlusten. Die bedenk-lich gesunkenen Pferdebestände erlitten weitere merkliche
Einbuße. Durch Abgabe von Divisionen an Hauptkampffronten wurde die Besetzung
der Kampflinie schwächer und schwächer.“
aus: „Das Württembergische
Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 26 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen