„Die
26. Res. Res.-Division sollte die 41. Inf.-Division nordwestlich Bapaume ablösen. Am 6. Juni
wurde das Regiment in Arleux verladen und nach Vélu geführt. Am hellen Tage
fuhren die Bagagen nach Bancourt vor, um Truppenansammlungen und
Angriffs-absichten vorzutäuschen. In Frémicourt standen noch Häuser, die zum
Wohnen einge-richtet waren. An Mauern waren Hütten gebaut und die Kirche als
Unterkunft einge-richtet. Weithin dehnte
sich das furchtbare Trichterfeld der ersten Sommeschlacht. Aber der Frühling
hatte Leben über den Tod gegossen und Granatlöcher und Trümmer mit
freundlichem, frischem Grün überzogen, das die Öde füllte und verschönte. In
Bapaume waren die meisten Häuser vernichtet, das Rathaus wie weggeblasen. Nur
die Ecke mit der typisch französischen Bedürfnisanstalt hatte die
Höllenmaschine, die das Gebäude nach dem Einzug der Engländer in die Luft
jagte, wie aus Ironie stehen lassen. Die Straßen waren aufgeräumt und gangbar.
Biefvillers war ein riesiger Park. Das englische Barackenlager, in dem ein
Ruhebataillon des Kampfregiments abgelöst werden sollte, war leer, die den
Kampf im Westen noch ungewohnte Truppe ausgezogen. „Rausge-schossen!“ erklärten
die Leute, als die Schwaben die Wellblechbaracken bezogen. Irles war vom Erdboden
verschwunden, kaum zuerkennen, wo einst die Kirche gestanden hatte, die alte
Straße überwachsen, eine neue, das Tal nach Grévillers hinaufführende angelegt.
Das Schlößchen in Miraumont, wo einst der Divisionsstab gehaust hatte, war noch
etwas erhalten, aber sonst das ganze Dorf vernichtet, von Pys kommend kaum mehr
die Lage zu finden. In der Sandgrube am Bahnhof bei Miraumont in Fuchslöchern
nisteten sich die Trägertrupps ein, um ihres mühevollen Amtes zu walten. In der
Nacht vom 6./7. Juni löste das I. Batl./Res.-Reg. 119 das II./Inf.-Reg. 152
östlich Hébuterne ab. Der Feind saß am Hang vor dem Dorfe und sah tief ins
Hinterland. Die eigene Linie sprang weit vor. Die württembergische 26.
Inf.-Division hatte hier gestürmt und den Angriff einstellen müssen weil die
rechts und links anschließenden Truppen nicht mit-gekommen waren. So ragte
dieser „Schwabenbauch“, wie ihn der Soldatenwitz taufte, weit über die Linie
hinaus. Hier gab es wieder einen durchlaufenden Graben, in dem man sich auch tags
bewegen konnte. Aber vier Fünftel der Truppe lagen in Kaninchen-löchern, nur
wenige in alten Stollen.
Anfangs
verhielt sich der Gegner ruhig, nur seine Minen waren immer unbequem und
nächtliches Maschinengwehrfeuer störte Arbeit und Herankommen der Träger. Diese
hatten fast übermenschliches zu leisten, als Regen einsetzte und die zahllosen
Trichter in Seen, das pulverisierte Erdreich in ein zähes Schlammeer verwandelt
wurde. Stunden-weit mußten sie im feindlichen Zerstörungsfeuer schwere Lasten
heranschleppen, um durchnäßt und frierend in ihren Fuchslöchern bei Miraumont
einige Stunden Ruhe zu finden.“
aus: „Das Württembergische
Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920
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