Sonntag, 15. Juli 2018

15. Juli 1918








Im Felde, 15. Juli 1918


Geehrter Herr Schmid!

            Ich habe Ihnen leider die überaus traurige Nachricht zu geben, dass Ihr lieber Sohn
            Wilhelm heute morgen den Heldentod gefunden hat, nachdem er eben erst aus dem Urlaub zurückgekehrt war.
            Ein Stück einer in seiner unmittelbaren Nähe einschlagenden schweren Granate verwundete ihn an beiden Füßen, so schwer, daß er ohne einen Laut über Schmerzen + seiner Lebensgefahr nicht bewusst, alsbald sanft entschlummerte. Auf dem Regimentsfriedhof in C … wird er seine ewige Ruhe finden.
            Lieber Herr Schmid, wenn ich Ihnen sage, daß durch diesen Verlust die Kompagnie eine Lücke bekommt, so möchte ich mich persönlich dessen auch nicht verschließen, daß ebenso ich einen trefflichen Kameraden, einen äußerst zuverlässigen + schneidigen Soldaten in ihm gehabt habe; Ihr Wilhelm war beliebt bei Allen, wer ihn kannte, freute sich an ihm.
            Aus diesem Gunde ist er uns unersetzlich, das Andenken an diesen guten Kameraden wird immer bestehen bleiben.
            Der Nachlass wird Ihnen nächster Tage zugehen.
            Helfe Ihnen + Ihrer Familie der allmächtige Gott, diesen Verlust zu ertragen.
            Ich begrüße Sie bestens

Ltn. Zitzer.





18. 7. 18

Sehr geehrter Herr Schmid!

              Von meinem Komp. Führer Herrn Leutnant Zitzer wird Ihnen bereits die tieftraurige Mitteilung zugegangen sein, daß Ihr lieber Sohn Gefreiter Wilhelm Schmid am 15. 7. 18 Vorm. den Heldentot für das geliebte Vaterland erlitt. Auch ich, in meiner Eigenschaft als Kompagnie Feldwebel möchte es nicht versäumen Ihnen, sehr geehrter Herr Schmid anläßlich des Ihnen und Ihrer werten Familie widerfahrenen herben Verlustes mein aufrichtiges Beileid auszudrücken. Die ganze Komp. trauert für den in so jungen Jahren Dahingegangenen, um einen lieben unvergeßlichen Kameraden, der stets ein Vorbild war für die Übrigen mit seinem unerschrockenen Mute, seiner ausdauernden Arbeitsfreudigkeit und nicht zuletzt in wirklich ehrlicher Kameradschaft. Ganz besonders mir war Ihr lieber Wilhelm ans Herz gewachsen, nachdem er, wie Ihnen bekannt sein dürfte, mehrere Monate den Dienst als Komp. Radfahrer zu meiner vollsten Zufriedenheit versah. Erst vor Kurzem wurde er vom Herrn Komp. Führer von diesem anstrengenden Posten enthoben, um ihm, bei seiner Tüchtigkeit die wohlverdiente Anerkennung, einer Beförderung nicht vorenthalten zu müssen. So wurde er am 3. 6. 18 vom Gemeinen sogleich zum planmäßigen Gefreiten, unter Überspringung des überzähligen Gefreiten ernannt. Er war zur Beförderung zum Unteroffizier in nächster Zeit in Aussicht genommen. Nun ist er leider dem Kriege zum Opfer gefallen.
              Gestern am 17. 7. Nachm. 5.oo betteten wir ihn zur letzten Ruhe im Soldatenfriedhof zu Carnoy bei Albert. 4 Unteroffiziere 13 Mann der Kompagnie gaben dem Dahingeschiedenen unter meiner Führung das letzte Geleite. Den Offizieren der Komp. war leider nicht möglich von der Stellung abzukommen. Nach der kirchlichen Einsegnung u. den Trostworten des Divisions-Geistlichen nahm Herr Oberst u. Brigadekommandeur Reinhardt, unser früherer Regimentskdr. das Wort und widmete den dahingegangenen lieben Kameraden in markanten Worten einen ehrenvollen Nachruf. Nachdem eine Regimentsmusik zum Abschied „Ich hat einen Kameraden“ spielte, war die erhebende Trauerfeier beendet.
              Der Friedhof wird von einem besonderen Kommando unserer Division ständig in Ordnung gehalten. – Die Nachlaßsachen Ihres Sohnes gehen heute per Post an Sie ab und dürften Sie in absehbarer Zeit in deren Besitz kommen. Das durch einen Urlauber an Ihren Sohn gesandte Packet erreichte ihn leider nicht mehr. Ich öffnete es daher und sende Ihnen die Zahnbürste mit Paste mit seinen übrigen Sachen zurück. Das Brot würde auf dem weiten Rücktransport wohl verderben und entnahm ich es daher, um es anderweitig zu verwenden. Beiliegend eine kleine Entschuldigung hierfür. Seine Uhr mit Geldbörse werden Sie auf dem Dienstwege in einiger Zeit empfangen.
              Ich wiederhole nochmals die Versicherung meines tiefsten Beileides und grüße Sie

              hochachtungsvoll
Bachschmid
Offz. Stellv.




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