Geehrter Herr Schmid!
Ich
habe Ihnen leider die überaus traurige Nachricht zu geben, dass Ihr lieber Sohn
Wilhelm
heute morgen den Heldentod gefunden hat, nachdem er eben erst aus dem Urlaub
zurückgekehrt war.
Ein
Stück einer in seiner unmittelbaren Nähe einschlagenden schweren Granate
verwundete ihn an beiden Füßen, so schwer, daß er ohne einen Laut über
Schmerzen + seiner Lebensgefahr nicht bewusst, alsbald sanft entschlummerte.
Auf dem Regimentsfriedhof in C … wird er seine ewige Ruhe finden.
Lieber
Herr Schmid, wenn ich Ihnen sage, daß durch diesen Verlust die Kompagnie eine
Lücke bekommt, so möchte ich mich persönlich dessen auch nicht verschließen,
daß ebenso ich einen trefflichen Kameraden, einen äußerst zuverlässigen +
schneidigen Soldaten in ihm gehabt habe; Ihr Wilhelm war beliebt bei Allen, wer
ihn kannte, freute sich an ihm.
Aus
diesem Gunde ist er uns unersetzlich, das Andenken an diesen guten Kameraden
wird immer bestehen bleiben.
Der
Nachlass wird Ihnen nächster Tage zugehen.
Helfe
Ihnen + Ihrer Familie der allmächtige Gott, diesen Verlust zu ertragen.
Ich
begrüße Sie bestens
Ltn. Zitzer.
18. 7. 18
Sehr geehrter Herr Schmid!
Von
meinem Komp. Führer Herrn Leutnant Zitzer wird Ihnen bereits die tieftraurige
Mitteilung zugegangen sein, daß Ihr lieber Sohn Gefreiter Wilhelm Schmid am 15.
7. 18 Vorm. den Heldentot für das geliebte Vaterland erlitt. Auch ich, in
meiner Eigenschaft als Kompagnie Feldwebel möchte es nicht versäumen Ihnen,
sehr geehrter Herr Schmid anläßlich des Ihnen und Ihrer werten Familie
widerfahrenen herben Verlustes mein aufrichtiges Beileid auszudrücken. Die
ganze Komp. trauert für den in so jungen Jahren Dahingegangenen, um einen
lieben unvergeßlichen Kameraden, der stets ein Vorbild war für die Übrigen mit
seinem unerschrockenen Mute, seiner ausdauernden Arbeitsfreudigkeit und nicht
zuletzt in wirklich ehrlicher Kameradschaft. Ganz besonders mir war Ihr lieber
Wilhelm ans Herz gewachsen, nachdem er, wie Ihnen bekannt sein dürfte, mehrere
Monate den Dienst als Komp. Radfahrer zu meiner vollsten Zufriedenheit versah.
Erst vor Kurzem wurde er vom Herrn Komp. Führer von diesem anstrengenden Posten
enthoben, um ihm, bei seiner Tüchtigkeit die wohlverdiente Anerkennung, einer
Beförderung nicht vorenthalten zu müssen. So wurde er am 3. 6. 18 vom Gemeinen
sogleich zum planmäßigen Gefreiten, unter Überspringung des überzähligen
Gefreiten ernannt. Er war zur Beförderung zum Unteroffizier in nächster Zeit in
Aussicht genommen. Nun ist er leider dem Kriege zum Opfer gefallen.
Gestern
am 17. 7. Nachm. 5.oo betteten wir ihn zur letzten Ruhe im Soldatenfriedhof zu
Carnoy bei Albert. 4 Unteroffiziere 13 Mann der Kompagnie gaben dem
Dahingeschiedenen unter meiner Führung das letzte Geleite. Den Offizieren der
Komp. war leider nicht möglich von der Stellung abzukommen. Nach der
kirchlichen Einsegnung u. den Trostworten des Divisions-Geistlichen nahm Herr
Oberst u. Brigadekommandeur Reinhardt, unser früherer Regimentskdr. das Wort
und widmete den dahingegangenen lieben Kameraden in markanten Worten einen
ehrenvollen Nachruf. Nachdem eine Regimentsmusik zum Abschied „Ich hat einen
Kameraden“ spielte, war die erhebende Trauerfeier beendet.
Der
Friedhof wird von einem besonderen Kommando unserer Division ständig in Ordnung
gehalten. – Die Nachlaßsachen Ihres Sohnes gehen heute per Post an Sie ab und
dürften Sie in absehbarer Zeit in deren Besitz kommen. Das durch einen Urlauber
an Ihren Sohn gesandte Packet erreichte ihn leider nicht mehr. Ich öffnete es
daher und sende Ihnen die Zahnbürste mit Paste mit seinen übrigen Sachen
zurück. Das Brot würde auf dem weiten Rücktransport wohl verderben und entnahm
ich es daher, um es anderweitig zu verwenden. Beiliegend eine kleine
Entschuldigung hierfür. Seine Uhr mit Geldbörse werden Sie auf dem Dienstwege in
einiger Zeit empfangen.
Ich
wiederhole nochmals die Versicherung meines tiefsten Beileides und grüße Sie
hochachtungsvoll
Bachschmid
Offz. Stellv.
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