Mittwoch, 25. Juli 2018

25. Juli 1918



„Schon am 24. Juli nachmittags in der Zeit von 2 bis 3.15 Uhr und von 4 bis 6.15 Uhr hatte die englische Artillerie in einem planmäßigen Wirkungsschießen mit Fliegerbeo-bachtung etwa 450 schwere Granaten auf die Abschnitte D I c bezw. D I d und auf den linken Nachbarabschnitt verschossen. Verluste waren nicht eingetreten, da die Besatz-ung rechts und links ausgewichen war. Aber der Graben und die Hindernisse hatten stark gelitten. Es mußte mit einer Unternehmung gerechnet werden, daher wurde abends erhöhte Gas- und Gefechtsbereitschaft angeordnet. In der Nacht herrschte beiderseits lebhafte Artillerietätigkeit. Eine feindliche Unternehmung erfolgte jedoch nicht.
In der Frühe des 25. Juli schoß der Engländer scheinbar ohne besonderen Grund einzel-ne Nebel- und Gasgranaten in den Ancre-Grund und hinter die Stellung. Tatsächlich wollte er für die Vernebelung und Vergasung die Windrichtung feststellen. Es war etwas Besonderes los: Da! 10.50 Uhr vormittags, mit einem Schlag, auf der ganzen Front ein-setzendes Artilleriefeuer auf Vorfeld und Hauptwiderstandslinie, das sich bald zu plan-mäßigem Vernichtungsfeuer gegen D I c und d, sowie D II a und b mit Schrapnells, Brisanz-, Nebel- und Gasgranaten steigert. Diesmal folgte eine Unternehmung. Nach Meldung des Artilleriebeobachters sollen etwa 300 Mann angegriffen haben. Vorüber-gehend drang der Feind etwa in Bataillonsstärke an der Naht zwischen den Abschnitten des Regiments 248 (D I c und d) und des Regiments 246 (D II a und b) in die Stellung ein. Im Abschnitt D I c und d gelang es den Engländern, in dem vorderen Graben vorübergehend Fuß zu fassen. Im schneidigen, planmäßig angesetzten Gegenstoß unter Führung von Leutnant Löffelhardt (Kompagnieführer der 10. Kompagnie) und von Leutnant Sturm (Kompagnieführer der 9. Kompagnie) wurden sie wieder hinausge-worfen. Etwas 150 m über das Hindernis hinaus verfolgten die Stoßtrupps und machten vier Gefangene.
Diese Gefangenen gehörten dem 8. London-Regiment-Post-Office-Rifles, also einem Schützenregiment an, das sich aus Londoner Postbeamten zusammensetzte.
Die 10. Kompagnie hat sich beim Gegenstoß besonders bewährt, und dabei hatte sie bei dem Gasminenüberfall vom 22. Juli besonders starke Verluste – 21 Mann (!) – gehabt.
Im Nebenabschnitt D II war am 24. Juli das II. Bataillon 248 eingesetzt worden. Mit den Einzelheiten und Eigenheiten dieses Abschnitts nicht genügend vertraut, war das Bataillon in einer besonders schwierigen Lage, als der Gegner angriff. Die Engländer drangen ziemlich tief in die vordere Linie ein und setzten sich dort fest, wurden dann aber durch Gegenstoß in Verbindung mit Artilleriefeuer wieder vertrieben. Wenige Minuten vor 12 Uhr ließ das Feuer nach und hörte dann allmählich auf. Der Feind zog ab. Seine Verluste waren sehr groß. In und vor dem Drahthindernis lagen zahlreiche Tote und Verwundete. Aber auch das Regiment hatte schmerzliche Verluste.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924

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