„Der
Tag begann wieder mit größter Ruhe. Auch weiter südlich hörte man nichts. Nur
vereinzelte Einschläge krachten im Hintergelände.
Die
englischen Flieger waren außerordentlich tätig. Sie wollten die neuen
Stellungen und den neuen Stand unserer Artillerie kennen lernen. Reg. 246
erhielt Befehl, sich auf die Straße Méaulte – Etinehem zurückzuziehen. Nun
blieb 247 allein vorne, ohne rechts und links Anschluß zu haben. Bald sah man
denn auch, wie Engländer sich in der rech-ten Flanke im Hohlweg beim früheren
Kampftruppenkommandeur sammelten. Andere marschierten auf Morlancourt, und auf
der großen Straße sah man im dichten Verkehr zwölf Tanks. Auch östlich vom
Tailleswald wurde Bereitstellung beobachtet und Haupt-mann Fernand erbat gegen
4.30 Uhr Vernichtungsfeuer dahin. Tatsächlich war unsere Artillerie auch wieder
da und feuerte in die Gegend. Als etwas später der Gegner süd-lich der Wegegabel
eindrang – denn dort klaffte eine weite Lücke –, wurde er durch Artilleriefeuer
wieder zum Rückzug gezwungen.
Im
Lauf des Nachmittags waren die Engländer sich über unsere neue Stellung klar
geworden und hatten sich eingeschossen. Um 6 Uhr begann die Betrommelung der
Stellungen. Die Kompagnien in den schutzlosen Bereitschaftsgräben litten
schwer. Nach 1½ Stunden erschienen 4 Panzerwagen, die aber an diesem Tage wenig
Schneid entwickelten. Die dahinter sich deckende feindliche Infanterie hatte
noch weniger Mut, da sie trotz der weiten Entfernung auch von unseren
Maschinengewehren wirksam ge-faßt wurde. Schließlich aber kamen die Tanks näher
an die Stellung heran und began-nen, sie von links her aufzurollen. Es hatte
absolut keinen Zweck, sich niederwalzen zu lassen, darum befahlen die
Kompagnieführer, nach rechts auszuweichen. Das geschah auch. Im Schritt gehend,
trotz des Artilleriefeuers, das die Höhe zerwühlte, rückte die Besatzung der
Bereitschaftsgräben in die Regimentsmulde ab. Die Hauptwiderstandlinie bestand
jetzt noch aus dem M.-G.-Nest „Julius“ der 3./247 und einem Zuge der 4./248.
Sie hatten prächtiges Schußfeld und nutzten das aus. Der angreifende Gegner
flutete wieder zurück. Auch ein Tank, der einmal Miene machte, näher zu kommen,
gab es wieder auf. Von 8 Uhr an trommelte daraufhin die feindliche Artillerie
aufs neue, und nach einer halben Stunde, schon in der beginnenden Dämmerung,
versuchte der Englän-der noch einmal vorzugehen, wurde aber wieder von
schärfstem Maschinengewehrfeuer zurückgetrieben.
So
war der Tag besser verlaufen, als man hatte hoffen, können, aber der Ausblick
in die Zukunft blieb trostlos.“
aus: „Das Württembergische
Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924
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