Freitag, 10. August 2018

10. August 1918



„Der Tag begann wieder mit größter Ruhe. Auch weiter südlich hörte man nichts. Nur vereinzelte Einschläge krachten im Hintergelände.
Die englischen Flieger waren außerordentlich tätig. Sie wollten die neuen Stellungen und den neuen Stand unserer Artillerie kennen lernen. Reg. 246 erhielt Befehl, sich auf die Straße Méaulte – Etinehem zurückzuziehen. Nun blieb 247 allein vorne, ohne rechts und links Anschluß zu haben. Bald sah man denn auch, wie Engländer sich in der rech-ten Flanke im Hohlweg beim früheren Kampftruppenkommandeur sammelten. Andere marschierten auf Morlancourt, und auf der großen Straße sah man im dichten Verkehr zwölf Tanks. Auch östlich vom Tailleswald wurde Bereitstellung beobachtet und Haupt-mann Fernand erbat gegen 4.30 Uhr Vernichtungsfeuer dahin. Tatsächlich war unsere Artillerie auch wieder da und feuerte in die Gegend. Als etwas später der Gegner süd-lich der Wegegabel eindrang – denn dort klaffte eine weite Lücke –, wurde er durch Artilleriefeuer wieder zum Rückzug gezwungen.
Im Lauf des Nachmittags waren die Engländer sich über unsere neue Stellung klar geworden und hatten sich eingeschossen. Um 6 Uhr begann die Betrommelung der Stellungen. Die Kompagnien in den schutzlosen Bereitschaftsgräben litten schwer. Nach 1½ Stunden erschienen 4 Panzerwagen, die aber an diesem Tage wenig Schneid entwickelten. Die dahinter sich deckende feindliche Infanterie hatte noch weniger Mut, da sie trotz der weiten Entfernung auch von unseren Maschinengewehren wirksam ge-faßt wurde. Schließlich aber kamen die Tanks näher an die Stellung heran und began-nen, sie von links her aufzurollen. Es hatte absolut keinen Zweck, sich niederwalzen zu lassen, darum befahlen die Kompagnieführer, nach rechts auszuweichen. Das geschah auch. Im Schritt gehend, trotz des Artilleriefeuers, das die Höhe zerwühlte, rückte die Besatzung der Bereitschaftsgräben in die Regimentsmulde ab. Die Hauptwiderstandlinie bestand jetzt noch aus dem M.-G.-Nest „Julius“ der 3./247 und einem Zuge der 4./248. Sie hatten prächtiges Schußfeld und nutzten das aus. Der angreifende Gegner flutete wieder zurück. Auch ein Tank, der einmal Miene machte, näher zu kommen, gab es wieder auf. Von 8 Uhr an trommelte daraufhin die feindliche Artillerie aufs neue, und nach einer halben Stunde, schon in der beginnenden Dämmerung, versuchte der Englän-der noch einmal vorzugehen, wurde aber wieder von schärfstem Maschinengewehrfeuer zurückgetrieben.
So war der Tag besser verlaufen, als man hatte hoffen, können, aber der Ausblick in die Zukunft blieb trostlos.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924

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