„In
der Nacht vom 21./22. August wurde die Bereitstellung des Gegners erkannt und
gemeldet. In dieser Nacht sollte die vordere Linie nur noch mit einer Kompagnie
besetzt bleiben, die zweite sollte in die Tiefenzone rücken. Da am 22. Ablösung
innerhalb des Regiments geplant war, wurde dieser Befehl nur teilweise
ausgeführt, das Bereitschafts-bataillon hatte sich nach vor- und rückwärts
tiefer gegliedert. Die Minenwerfer und schweren M.-G. hatte auch das
Kampfbataillon zurückgeschickt. Als unsere Artillerie die erkannte
Bereitstellung des Gegners unter Vernichtungsfeuer nahm, das teilweise wieder
sehr kurz lag, setzte 5.45 Uhr morgens ein überwältigendes Artilleriefeuer des
Gegners ein, das bis zur Straße Bray – Fricourt zurückreichte und die
Bereitschaften mit voller Wucht traf. Nach kurzer Dauer ging das Feuer in die
Feuerwalze über, das Bata-illon Schaidler war verloren. Durchgebrochene
Engländer schnitten es ab und nahmen die Überlebenden gefangen. Auch Hauptmann
Schaidler, der am 8. August nur mit Mühe und durch großen Zufall der
Gefangennahme entgangen war, fiel mit den Resten seines Bataillons in
Feindeshand. Auch im Rücken der Bereitschaften erschienen durch-gebrochene
Gegner. Auf der Straße von Méaulte fuhr ein Tank an, feindliche M.-G. begannen
von rückwärts das Bataillon Bosch zu beschießen. Die 7. Kompagnie unter
Leutnant d. R. Maier von den Bereitschaften wurde ebenfalls abgeschnitten und
gefan-gen genommen. Der Rest hielt sich eine Stunde und zog sich dann nach
erhaltenem Befehl auf den Regimentsgefechtsstand im Pionierlager zurück. Dieser
Rückzug wurde ausgeschwärmt im Schritt wie im Frieden ausgeführt. Ein
Nebelschwaden hüllte den Tank und die feindlichen M.-G. einen Augenblick ein,
das kam den Zurückgehenden zu statten und ermöglichte die Durchführung. Schwere
M.-G. deckten den Rückzug, auf diese ritten 2 – 3 Schwadronen englischer
Kavallerie an, wurden aber elend zusam-mengeschossen. Leutnant d. R.
Schlotterbeck leitete das Feuer, das eine vernichtende Wirkung hatte. Die
M.-G.-K. erbeutete von den reiterlos gewordenen Pferden verschie-dene und nahm
sie mit zurück. Am Nachmittag unternahm die frisch eingesetzte 25. Inf.-Div.
einen Gegenangriff, der aber ohne größeren Erfolg blieb. Die Reste des
Regiments sammelten sich im Hammerwald. Es wurden vorerst mal 2
Infanteriekom-pagnien unter Leutnant d. R. Fehleisen und Walter gebildet, die
Hauptmann Schneider übernahm.“
Die Württembergische Armee hatte im Weltkrieg 1914 bis 1918 zwar nur einen Anteil von rund 4 % an den deutschen Streitkräften. Dennoch verging beinahe kein Tag ohne Verluste. Hier wird in losen Abständen durch die Veröffentlichung jeweils eines Schicksales an die Württembergischen Weltkriegsteilnehmer erinnert, die vor einhundert Jahren ihr Leben auf den Schlachtfeldern, auf den Verbandsplätzen, in den Lazaretten, in der Etappe, in der Heimat oder in Gefangenschaft lassen mußten.
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