Donnerstag, 23. August 2018

23. August 1918




„Fünf Tage lang, bis zum 22. August, blieb die Front, abgesehen von dem üblichen starken Artilleriefeuer, ruhig. In der Morgenfrühe des 23. August verkündete jedoch mächtiges englisches Trommelfeuer, das mit steigender Wucht von der Somme bis südlich der Römerstraße die deutschen Stellungen sturmreif schoß die Einleitung eines neuen großen Angriffs. Nebel- und Rauchgranaten legten eine undurchsichtige Wolke über und hinter die deutschen Verteidigungslinien. Zurückhumpelnde Verwundete be-richteten gegen 8 Uhr vormittags: die deutsche Front beiderseits der Römerstraße sei überrannt. Kurz nach Beginn des Artilleriefeuers seien englische Tanks und geschlos-sene Infanteriekompanien aus dem alles verhüllenden Nebel aufgetaucht und hätten sich mit dem Bajonett auf die deutschen Schützengräben gestürzt. Überall hatten die Tanks der folgenden Infanterie den Weg geebnet. Der Feind stehe jetzt in Chuignes und in der Bayernschlucht.
Bange Sorge um das Schicksal seines II. Bataillons beschlich den Regimentskom-mandeur. Bald brachten einzelne Verwundete und Versprengte fremder Truppenteile die traurige Gewißheit: das Bataillon hatte sich beim Einsetzen des englischen Trommelfeuers gefechtsbereit gemacht, um für alle Fälle fertig zum Gegenstoß zu sein, war aber ganz plötzlich von rückwärts aus der Bayernschlucht heraus, und von seitwärts her, von starker, geschlossener englischer Infanterie gefaßt worden. Als der Gegner dann auch von vorne kam, war das Schicksal des Bataillons besiegelt. Es wurde größtenteils gefangen. Nur schwache Splitter, besonders von der 5. und 7. Kompanie, die südlich des Bayernwaldes eingesetzt waren, entgingen dem Verhängnis. Nachdem sie sich noch den ganzen Nachmittag im Verband anderer Truppenteile mit dem Feind herumgeschossen hatten, meldeten sich am Abend etwa 50 Mann unter Führung von Leutnant d. R. Schoder, Brenner und Zink beim Regiment zurück. Sie wurden zu einer Kompanie zusammengestellt und dem III. Bataillon zugeteilt.
Nördlich der Römerstraße gab es eigentlich keine vordere deutsche Linie mehr. Einzelne zusammenhängende Gruppen verteidigten noch die Höhen östlich der Bayernschlucht. Darunter waren Leute des II. Bataillons und die Maschinengewehre des Leutnants Zink. Um das verhängnisvolle Loch an der Römerstraße zu schließen, bekam Oberstleutnant von Alberti den Befehl, mit seinen beiden ihm noch verbliebenen Bataillonen bis zum Westrand von Foucaucourt vorzugehen. Als es Abend wurde, lag das Regiment in vorderer Linie vom Westrand Foucaucourt bis an die nordöstliche Ecke des Dorfes Herleville.“

aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

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