„Fünf
Tage lang, bis zum 22. August, blieb die Front, abgesehen von dem üblichen
starken Artilleriefeuer, ruhig. In der Morgenfrühe des 23. August verkündete
jedoch mächtiges englisches Trommelfeuer, das mit steigender Wucht von der
Somme bis südlich der Römerstraße die deutschen Stellungen sturmreif schoß die
Einleitung eines neuen großen Angriffs. Nebel- und Rauchgranaten legten eine
undurchsichtige Wolke über und hinter die deutschen Verteidigungslinien. Zurückhumpelnde Verwundete be-richteten gegen
8 Uhr vormittags: die deutsche Front beiderseits der Römerstraße sei überrannt.
Kurz nach Beginn des Artilleriefeuers seien englische Tanks und geschlos-sene
Infanteriekompanien aus dem alles verhüllenden Nebel aufgetaucht und hätten
sich mit dem Bajonett auf die deutschen Schützengräben gestürzt. Überall hatten
die Tanks der folgenden Infanterie den Weg geebnet. Der Feind stehe jetzt in
Chuignes und in der Bayernschlucht.
Bange
Sorge um das Schicksal seines II. Bataillons beschlich den Regimentskom-mandeur.
Bald brachten einzelne Verwundete und Versprengte fremder Truppenteile die
traurige Gewißheit: das Bataillon hatte sich beim Einsetzen des englischen
Trommelfeuers gefechtsbereit gemacht, um für alle Fälle fertig zum Gegenstoß zu
sein, war aber ganz plötzlich von rückwärts aus der Bayernschlucht heraus, und
von seitwärts her, von starker, geschlossener englischer Infanterie gefaßt
worden. Als der Gegner dann auch von vorne kam, war das Schicksal des Bataillons
besiegelt. Es wurde größtenteils gefangen. Nur schwache Splitter, besonders von
der 5. und 7. Kompanie, die südlich des Bayernwaldes eingesetzt waren,
entgingen dem Verhängnis. Nachdem sie sich noch den ganzen Nachmittag im
Verband anderer Truppenteile mit dem Feind herumgeschossen hatten, meldeten
sich am Abend etwa 50 Mann unter Führung von Leutnant d. R. Schoder, Brenner
und Zink beim Regiment zurück. Sie wurden zu einer Kompanie zusammengestellt
und dem III. Bataillon zugeteilt.
Nördlich
der Römerstraße gab es eigentlich keine vordere deutsche Linie mehr. Einzelne
zusammenhängende Gruppen verteidigten noch die Höhen östlich der
Bayernschlucht. Darunter waren Leute des II. Bataillons und die
Maschinengewehre des Leutnants Zink. Um das verhängnisvolle Loch an der
Römerstraße zu schließen, bekam Oberstleutnant von Alberti den Befehl, mit
seinen beiden ihm noch verbliebenen Bataillonen bis zum Westrand von
Foucaucourt vorzugehen. Als es Abend wurde, lag das Regiment in vorderer Linie
vom Westrand Foucaucourt bis an die nordöstliche Ecke des Dorfes Herleville.“
aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz
Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg
1914–1918“, Stuttgart 1921
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