„Auch
dieser Tag sollte unter heißen Kämpfen vergehen. Schon 1.35 Uhr vormittags
versuchte der Gegner einen Angriff auf die in der Pierquin-Ferme stehende
Feldwache, der aber unterbunden wurde. Eine in der Nacht unternommene
Offizier-Patrouille hatte Klarheit über den Verlauf der vorderen feindlichen
Linie gebracht, aber auch die Not-wendigkeit der Schaffung eines neuen Vorfeldes
ergeben. Daher setzte sich das Regi-ment mit der Artillerie in Verbindung und
verabredete einen starken Feuerschlag, der von 11.15 – 11.35 Uhr dauerte.
Sodann drangen vier Stoßtrupps des II. Bataillons vor. Dem am weitesten rechts
vorgehenden Stoßtrupp gelang das Vorwärtskommen nicht, da er von Flankenfeuer
gefaßt wurde. Die beiden nächsten an der Straße vorgehenden Stoß-trupps gewannen
zunächst Gelände, dann aber schlug ihnen ein so heftiges Feuer aus den Häusern
von La Neuvillette entgegen, daß sie nicht weiter kamen. Dem Stoßtrupp der 6.
Kompagnie unter Unteroffizier Reyher gelang es, bis zum Kirchhof von La
Neuvillette vorzudringen und einen feindlichen Posten zu verjagen, dann aber
geriet er in Flankenfeuer und mußte seine Stellung räumen. So gelang es nicht,
die Postierung vorzuschieben; überall hatte der Angriff des Stoßtrupps eine
starke feindliche Besetzung ergeben.
Gleichzeitig
mit dem Vorgehen der Stoßtrupps des II. Bataillons hatte der Gegner beim III.
Bataillon seine Postierungen vorzuschieben versucht. Ein Stoßtrupp der 12.
Kom-pagnie jagte ihn zurück. Am Abend von 8.10 – 8.30 Uhr fand eine erneute
Beschießung der feindlichen Linie statt. Wiederum stießen Abteilungen des II.
Bataillons vor, um ein Vorfeld zu gewinnen; wieder wurde ihnen gleich starker
Widerstand geleistet, den zu brechen sie zu schwach waren. Fast zu gleicher
Zeit setzte auf der ganzen vorderen Linie des III. Bataillons stärkstes
französisches Vernichtungsfeuer aller Kaliber ein. In kurzer Zeit war alles in
Rauch gehüllt, alle Übersicht ging verloren. Dicht hinter der Feuerwelle
folgten starke Angriffsabteilungen. Die Posten wurden zurückgedrängt oder
umgangen. 8.30 Uhr abends mußte eine Feldwache der 9. Kompagnie zurückgezogen
werden; 8.40 Uhr griff eine Kompagnie Senegalschützen die schwache Feldwache
der 10. Kompagnie in der Pierquin-Ferme an und zwang sie zum Weichen, nachdem sie
schon umfaßt war. In energischem Gegenstoß verschaffte sie sich Luft und
gelangte in einen Graben, von dem aus sie den Gegner am weiteren Vorkommen
hinderte. Beim Abschluß der Kämpfe war es dem sowohl an Zahl überlegenen, als
auch ausgeruhten Gegner gelungen, sich in Besitz unseres ganzen Vorfeldes zu
setzen, das ihm nun den Einblick in den Regimentsabschnitt ermöglichte. Dieses
Vorfeld durch Gegenstöße mit den schwachen Kräften des Regiments wieder zu
gewinnen, war ich möglich; hiezu war ein gründlich angelegter Gegenangriff
erforderlich.“
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