„Am
2. August begaben sich Vorkommandos der Bataillone auf Lastautos nach Bray, um
dort die Übernahme des Abschnitts der 107. Division durch die Württemberger
vorzubereiten. Am nächsten Tage folgten ihnen die Bataillone selbst nach und
rückten in die Stellungen des Res.-Inf.-Reg. 232 nördlich der Somme
ordnungsgemäß ein. Alles drängte zur Eile, denn schon am 6. August sollten die
Kompagnien des Regiments zum Sturm auf die gegenüberliegenden feindlichen
Stellungen antreten. Wie im Handum-drehen waren die Stunden des 5. August mit
den nötigsten Angriffsvorbereitungen
ver-gangen, als sich am 6. August morgens nach mächtiger Feuervorbereitung die
Sturm-reihen der 120er aus den Gräben erhoben und mit ihrem Regimentskommandeur,
Major Scupin in der Mitte, auf den Feind stürzten. Nicht nur feindliche
Geschosse aller Art, sondern auch schwere vom Wind gepeitschte Regenschauer
schlugen den Truppen ent-gegen. Trotzdem brachen sie jeglichen feindlichen
Widerstand, nahmen über 100 Eng-länder gefangen und drangen über das gesteckte
Ziel hinaus vor. Gegen Mittag war der erste Teil der Arbeit geleistet, der
Sturm war voll geglückt. Das am linken Flügel kämp-fende I. Bataillon hatte
bedeutend schwerer zu fechten und zu leiden gehabt als das III. Bataillon. An
ein Ruhen und Rasten der Truppen war jetzt nicht zu denken, denn es galt, den
weitaus schwierigeren Teil des Auftrags, das Halten des eroberten Geländes, zu
erfüllen. In Erwartung feindlicher Gegenstöße richteten die Kompagnien ihre
Stellungen zur Verteidigung ein. Die heiße Augustsonne brannte erbarmungslos
auf die schanzen-den Kampftruppen und die mit Munition, Maschinengewehren und
Schanzzeug belade-nen, nach vorne eilenden Trägertrupps nieder. Der Abend
brachte die ersten Versuche der Engländer zur Wiedergutmachung der erlittenen
Schlappe. In einer schmalen Lücke zwischen dem I. und III. Bataillon, in der
sich einige gewandte Engländer festgesetzt hatten, entwickelten sich
Handgranatenkämpfe, welche von beiden Seiten sehr schnei-dig, aber ergebnislos
die Nacht hindurch fortgeführt wurden.“
aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser
Wilhelm, König von Preußen“ (2. Württemb.) Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918ׅ,
Stuttgart 1922
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