„Leutnant
W. Fritz, Führer des Sturmkurses der Division (Stuko) in Champigneulle,
übernahm auf Befehl der Division am 27. September an Stelle des
schwerverwundeten Leutnants Grimminger die Führung der 6. Kompagnie. Er
berichtet darüber: „Ich marschierte in der Morgendämmerung über Chevières, wo
ich eine Anzahl Versprengter mitgenommen habe, mit meinem Burschen die
Nordsüdstraße hinauf in das Kampf-gelände. Der Beschuß der Nordsüdstraße, sowie
der verschiedenen Kolonnenwege, Artilleriestellungen usw., zeigten mir die
unheimliche Treffsicherheit und Wirkung des amerikanischen Massenfeuers. Ich
meldete mich beim Regiment und dann bei Haupt-mann Baumann auf dem
Bataillonsgefechtsstand Rochus. Hauptmann Baumann und verschiedene andere
Kameraden machten mich auf die heimtückische Kampfesweise der Amerikaner im
Buschkrieg aufmerksam (Leutnant Bezner kurz zuvor gefallen).
Als
ich um 4 Uhr nachmittags die 6. Kompagnie in Staufen-Ost von Leutnant Raichle
übernahm, ging in demselben Augenblick eine tolle Schießerei los und schon traf
die Meldung ein, daß die Amerikaner beim Res.-Inf.-Reg. 254 in Richtung
Staufen-Mitte durchgebrochen seien und unsern rechten Flügel aufzurollen
beginnen. Die Lage war kritisch. Die Kompagnie stand in der sogenannten roten
Hauptwiderstandslinie, die meist nur auf dem Papier zu finden oder kaum traciert
war. Durch die eingetretenen Verluste hat der rechte Flügel kurze Zeit gewankt,
doch gelang es mir im Verein mit Leutnant Raichle und ein paar Männern des
Stoßtrupps eine neue Front in Richtung Staufen-Mitte zu bilden und die
Einbruchsstelle abzudämmen. Alle Bemühungen, Sperr-feuer zu erlangen, waren
vergeblich (Umgruppierung unserer Artillerie). Anschluß nach rechts konnte erst
abends 6.30 Uhr, nachdem Leutnant Böttinger von der 8. Kompagnie mit seinem
Zuge zur Verstärkung eingetroffen war, durch Verstopfen des 500 Meter breiten
Loches erreicht werden.
In
der Zwischenzeit haben wir durch eigene Stoßtrupps unsere Stellung wieder
gesäu-bert, wobei außer blutigen Verlusten die Kompagnie auch 3 Gefangene
verlor. Nach Aussage eines in der Dunkelheit in unsere Linie zurückgekrochenen
Verwundeten sind die beiden andern Kameraden nach der Gefangennahme von den
Amerikanern einfach niedergeknallt worden; er selbst stellte sich tot und blieb
dadurch am Leben. Diese gemeine Ermordung wehrloser Kameraden hat große Erbitterung
hervorgerufen, welche durch weitere Fälle von hinterlistiger Kampfesweise des
Gegners (Wildwestmanieren!) verstärkt wurde und zur Folge hatte, daß der
Buschkrieg beiderseits schonungslos geführt wurde. Die Amerikaner hatten
schwere blutige Verluste, so wurde z. B. eine ganze Kompagnie, die auf dem
Karlssteg gegen Staufen-Mitte vorging, von den 254ern durch M.-G.-Kreuzfeuer
vernichtet. Wir hatten uns die Nachtruhe erkämpft; die Ameri-kaner tasteten nur
noch mit schwachen Patrouillen vor. Offizierstellvertreter Hirschle hatte sich
mit seinem zweiten Zug am bedrohten rechten Flügel tapfer gehalten.
Gegen
Abend erreichte mich der Befehl zum Rückzug in eine neue Stellung nördlich des
Kronprinzenbahnhofs beim Wintereichenweg. Das Loslösen vom Gegner begann am 28.
September morgens 1 Uhr und gelang gut; die Rückwärtsbewegung wurde durch
Patrouillen gedeckt. Die Kompagnie bezog eine Bereitschaftsstellung in einem
Graben des Argonnenriegels hinter der 10. Kompagnie.ׅ““
aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment
Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923
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