„Abwehr
starker Angriffe am 29. September. Der Gegenangriff der drei Garderegimen-ter
gegen den Montrebeau unterblieb infolge der Erschöpfung der abgekämpften Garde.
Zudem kam uns der Gegner zuvor, warf in der Morgendämmerung die Garde in kurzer
Zeit von den Höhen südlich Exermont, drang 6.30 Uhr in Exermont ein und fühlte
gegen unsere Stellung vor. Zwei Angriffe auf unsern linken Flügel um 7 und 9
Uhr vormittags wurden vor allem durch die 1., 2. und 11. Kompagnie, ein Angriff
auf die ganze Front des Bataillons um 10 Uhr durch alle Kompagnien abgewiesen.
Der Gegner mußte unter schweren Verlusten zurück, doch hielt er die
Beauregard-Ferme auf dem steilen Nordhang von Exermont besetzt und bedrohte
weiter unsere linke Flanke; die 11. Kompagnie wurde 200 Meter zurückgezogen, um
mehr Bewegungsfreiheit und besseres Schußfeld zu haben.
Leutnant
Ehlers versuchte mit einem Stoßtrupp der 2. Kompagnie die Ferme wieder zu
nehmen, fiel aber dabei durch Herzschuß; ebenso wurde der größte Teil seiner
wackeren Leute dabei getötet oder verwundet. Leutnant Fiegle blieb ebenfalls
schwer verwundet im Vorfeld liegen. Leutnant Rommel, der tapfere Führer der 2.
Kompagnie, wurde schwer verwundet und starb am nächsten Tag. Wieder waren zwei
treue Kameraden durch den Tod uns entrissen worden, beide waren Familienväter,
Leutnant Ehlers war aus Norddeutschland (Itzehoe) im Lauf des Krieges zu uns
gekommen und hat sich aber bei uns bald wohl und heimisch gefühlt. Leutnant
Rommel rückte mit der 10. Kom-pagnie ins Feld, hat alle schweren Tage miterlebt,
war auf jedem Posten äußerst pflicht-treu, sorgte als Zug- und Kompagnieführer
wie ein Vater für seine Leute. Bezeichnend für seine Gesinnung ist, daß er,
während er todwund beim Bataillonsgefechtsstand lag, mich rufen ließ und
wörtlich sagte: „Setz, ich möchte Ihnen ausdrücklich noch sagen, unsere Leute
halten sich ganz ausgezeichnet; aber es fehlt fast schon an Munition, und wenn Sie
können, so sorgen Sie, daß Verpflegung herankommt.“ Gleich darauf wurde er
bewußtlos. Er war ein Schwabe von der besten Sorte.
Gegen
11 Uhr flaute das Gefecht ab, nur der linke Flügel lag noch unter starkem
feind-lichem Artilleriefeuer. Die Verluste waren beträchtlich; die meisten
Verwundeten konn-ten aber geborgen werden.
Säuberung
des Kampffeldes. 3.30 Uhr nachmittags erfolgte nach kräftiger
Artillerievor-bereitung ein überaus schneidig durchgeführter Gegenangriff einer
Eingreifdivision, vor allem des Inf.-Reg. 111. Das Gelände wurde gefegt, der
Montrebeau wieder genommen. Das Bataillon blieb in seiner Stellung.
Als
Leute der 2. Kompagnie die vor der Front liegenden Toten nach Papieren
absuchten, erhielten sie plötzlich aus einem kleinen Waldstück westlich
Exermont Feuer. Bei der Säuberung des Nestes, in dem noch fünf Amerikaner
steckten, wurden Leutnant Wild und zwei Männer der 1. Kompagnie schwer
verwundet, Offizierstellvertreter Utz und Sergeant Bley (beide 1. Kompagnie) fielen;
ein Amerikaner wurde gefangen. Dies war ein neuer Beweis für die tollkühne
Todesverachtung der Amerikaner. Bei dem Gegen-angriff des Reg. 111 wurde auch
der schwerverwundete Leutnant Fiegle, welcher bereits von den Amerikanern
gefangen war, wieder befreit.“
aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment
Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923
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