„Ein Sergeant der
Schwadron unseres Freundes schrieb aus dem englischen Gefange-nenlager: „Am 31.
August 1918 stürmten wir Hendecourt und Rinecourt. Als einer der ersten stürmte
Herr Leutnant stets voraus, als Vorbild eines deutschen Offiziers. Beim
Versuch, die stark besetzte Straße Arras – Cambrai zu überschreiten, traf Herrn
Leutnant ein Schuß unweit der Lunge; Gefreiter Schilling war sofort tot.
Ich lag mit meinem
Stoßtrupp 100 Meter rechts davon und sah Herrn Leutnant und die zwei Mann
fallen, wir waren aber zu nahe am Feind, kaum 30 Meter entfernt, alle an-dern
waren weit hinter uns, ich mußte nun auch wieder zurück und gab Herrn Leutnant
und die zwei Mann für tot und verloren. Sie zu holen, war bei der Nähe des
Feindes unmöglich“.
Am Morgen kam dann
Wellers Bursche zurück mit einer Karte, die er als letzten Gruß für Mutter und
Schwester geschrieben hatte. Der Sergeant berichtet weiter: „Die Zeilen trafen
tief mein Innerstes, ich machte mich sofort mit drei Mann auf, um Herrn
Leutnant zu holen. Mein Leben preisgebend, gelangte ich kriechend auf dem Bauch
in dem Granatloch an, wo Herr Leutnant lag, fand aber nur noch den toten
Gefreiten Schilling, bemerkte jedoch in der Straßenmulde, wie die Engländer
Herrn Leutnant wegschafften. Da ich kaum 15 Meter davon weg war, wurde ich auch
von den Engländern entdeckt, im Moment gab ich für mein Leben nichts mehr, doch
das Glück hielt seine Hand über mir, trotz dem starken Feuer, das mir den Tod
bringen sollte, kam ich nochmal gesund da-von, aber ohne Herrn Leutnant zu
retten.
Die letzten Zeilen:
„Meine Lieben! Ich
glaube, daß ich sterben muß, das Atmen wird mir zu schwer, Schuß durch die
rechte Lunge. Euch vielen Dank. Weint nicht um mich, ich bin nicht so brav und
gut gewesen, wie ich hätte sein sollen. Euch und allen vielen Freunden und
Ver-wandten herzlichen Dank.
Euer Sohn und
Bruder Eugen.“
Diese Karte hat
Weller seinem treuen Burschen Konrad andiktiert, der am andern Tag fiel,
nachdem er sie dem stellvertretenden Schwadronsführer, Leutnant Schulz, gegeben
hatte. Schulz selbst fiel ebenfalls; die Karte wurde der Mutter unseres
Freundes von einem Engländer geschickt, der sie wohl dem gefallenen Leutnant
abgenommen hat.“
aus: „Gedenkbuch der Tübinger Nicaria für ihre Gefallenen“, Tübingen 1933
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