„Am
30. September, 6.30 Uhr vormittags, setzte auf der ganzen Front starkes
Trommel-feuer ein; ein Angriff in dichten Massen und mit zahlreichen Tanks
folgte. Der Gegner drang zwischen beiden Bataillonen in die Stellung ein, weil
Teile der 207. Inf.-Div., die dort noch eingesetzt waren, abgerückt waren, ohne
die Ablösung abzuwarten, und das zur Verstärkung vorgeschickte Bataillon 451
gar nicht vorkam – sein Führer war unter-wegs verwundet worden. Der Gegner faßte
beide Bataillone im Rücken und Flanke. Während es dem II. Bataillon gelang, von
dem aus Blécourt nach Südwesten führenden Hohlweg aus alle Angriffe des Feindes
abzuschlagen, wurde das auf 60 Mann zusam-mengeschmolzene I. Bataillon nach
erbittertem Kampf von der Übermacht auf dem Hohlweg Blécourt – Tilloy
zurückgedrängt. Dort wies es alle weiteren Angriffe des weit überlegenen
Gegners ab, wobei es ganz auf sich selbst angewiesen war. Gegen 10 Uhr
vormittags hörten die Angriffe der Kanadier auf. Der Kampf war außerordentlich
heftig gewesen, die Verluste des Regiments dementsprechend empfindlich. Aber
die Opfer waren nicht umsonst. Wie aus erbeuteten Karten hervorging, plante der
Gegner an diesem Tage, bis zum Scheldekanal bei Ecsaudoeuvres durchzustoßen,
ihn zu über-schreiten und Cambrai zu nehmen. Das Regiment hatte dazu
beigetragen, diesen Plan zu vereiteln. Das gewaltige Aufgebot des übermächtigen
Gegners an Menschen und Mate-rial scheiterte an der zähen Tapferkeit der
Schwaben. Stehend erwartete die Besatzung die anstürmenden Kanadier und machte
sie mit ihrem Feuer nieder.
Nachdem
die ersten Angriffe gescheitert waren, versuchte der hartnäckige Gegner im-mer
wieder weitere Vorstöße, nunmehr unter dem Schutz von Tanks. Allein die
Kaltblü-tigkeit und Unerschrockenheit der tapferen Verteidiger nahm auch diesem
neuesten Kampfmittel ihren Schrecken. Drei Tanks wurden durch M.-G.-Feuer des
II. Bataillons zum Stehen gebracht, einen Tank erledigte ein Volltreffer der
leichten Minenwerfer des I. Bataillons, einen weiteren die trotz stärkster
Beschießung, trotz schwerer Verluste standhaft bei den Geschützen ausharrenden
Offiziere und Mannschaften der Begleit-batterie 2./Res.-Feldart.-Reg. 26.
Nach
dem Versagen der Sturmwagen erlahmte sofort auch die Angriffskraft der
feind-lichen Infanterie, die nach übereinstimmenden Meldungen und Aussagen der
Gefange-nen die schwersten Verluste erlitten hatte, wie überhaupt die Angreifer
am Ende ihrer Kräfte waren und leicht hätten abgewiesen werden können, wenn
alle Truppen so stand-gehalten hätten, wie die Württemberger.“
aus: „Das Württembergische
Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1922
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