Sonntag, 30. September 2018

30. September 1918



„Am 30. September, 6.30 Uhr vormittags, setzte auf der ganzen Front starkes Trommel-feuer ein; ein Angriff in dichten Massen und mit zahlreichen Tanks folgte. Der Gegner drang zwischen beiden Bataillonen in die Stellung ein, weil Teile der 207. Inf.-Div., die dort noch eingesetzt waren, abgerückt waren, ohne die Ablösung abzuwarten, und das zur Verstärkung vorgeschickte Bataillon 451 gar nicht vorkam – sein Führer war unter-wegs verwundet worden. Der Gegner faßte beide Bataillone im Rücken und Flanke. Während es dem II. Bataillon gelang, von dem aus Blécourt nach Südwesten führenden Hohlweg aus alle Angriffe des Feindes abzuschlagen, wurde das auf 60 Mann zusam-mengeschmolzene I. Bataillon nach erbittertem Kampf von der Übermacht auf dem Hohlweg Blécourt – Tilloy zurückgedrängt. Dort wies es alle weiteren Angriffe des weit überlegenen Gegners ab, wobei es ganz auf sich selbst angewiesen war. Gegen 10 Uhr vormittags hörten die Angriffe der Kanadier auf. Der Kampf war außerordentlich heftig gewesen, die Verluste des Regiments dementsprechend empfindlich. Aber die Opfer waren nicht umsonst. Wie aus erbeuteten Karten hervorging, plante der Gegner an diesem Tage, bis zum Scheldekanal bei Ecsaudoeuvres durchzustoßen, ihn zu über-schreiten und Cambrai zu nehmen. Das Regiment hatte dazu beigetragen, diesen Plan zu vereiteln. Das gewaltige Aufgebot des übermächtigen Gegners an Menschen und Mate-rial scheiterte an der zähen Tapferkeit der Schwaben. Stehend erwartete die Besatzung die anstürmenden Kanadier und machte sie mit ihrem Feuer nieder.
Nachdem die ersten Angriffe gescheitert waren, versuchte der hartnäckige Gegner im-mer wieder weitere Vorstöße, nunmehr unter dem Schutz von Tanks. Allein die Kaltblü-tigkeit und Unerschrockenheit der tapferen Verteidiger nahm auch diesem neuesten Kampfmittel ihren Schrecken. Drei Tanks wurden durch M.-G.-Feuer des II. Bataillons zum Stehen gebracht, einen Tank erledigte ein Volltreffer der leichten Minenwerfer des I. Bataillons, einen weiteren die trotz stärkster Beschießung, trotz schwerer Verluste standhaft bei den Geschützen ausharrenden Offiziere und Mannschaften der Begleit-batterie 2./Res.-Feldart.-Reg. 26.
Nach dem Versagen der Sturmwagen erlahmte sofort auch die Angriffskraft der feind-lichen Infanterie, die nach übereinstimmenden Meldungen und Aussagen der Gefange-nen die schwersten Verluste erlitten hatte, wie überhaupt die Angreifer am Ende ihrer Kräfte waren und leicht hätten abgewiesen werden können, wenn alle Truppen so stand-gehalten hätten, wie die Württemberger.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1922

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