„1.
Oktober 1918. Die Nacht verlief ohne besondere Ereignisse. Um 5 Uhr morgens
begann das feindliche Trommelfeuer auf den Abschnitt des Regiments und die
nörd-lichen Anschlußtruppen. Bis 6 Uhr morgens dauerte es in unverminderter
Stärke an, dann wurde es 6.10 zurückverlegt, worauf sofort starkes
Maschinengewehrfeuer in Richtung Tilloy hörbar war. Doch bald verstummte dort
das eigene Feuer, im Nordteil von Tilloy und weiter nördlich davon war der Feind
im Vordringen, nur beim Erdwerk östlich des Dorfes fand er zähesten Widerstand.
Diesen Punkt mit dem beherrschenden Wäldchen hatte der Führer des II.
Bataillons, Hauptmann d. R. Mehl, zu einem Stütz-punkt ausgebaut durch
Aufstellung zahlreicher Maschinengewehre und Vorziehen eines Zuges der
Begleitbatterie 1./Reg. 43. Dieser Punkt wurde noch bis 7.30 vormittags
gehalten. Die Maschinengewehre wirkten hervorragend und die beiden in vorderer
Linie stehenden Geschütze benahmen sich vorbildlich, trotz der dauernden
feindlichen An-griffe und des Maschinengewehrfeuers von 6 feindlichen Fliegern,
die von 7 Uhr vor-mittags ab in einer Tiefe von 20 bezw. 30 Meter den Stützpunkt
umkreisten und das feindliche Artilleriefeuer dorthin lenkten. Dazu kam, daß
ein eigenes Blaukreuzlager an der Bahnlinie zusammengeschossen war und das vom
Wind herübergetragene Gas zum Aufsetzen der Masken nötigte.
Die
Geschütze hatten ihre Munition verbraucht und die Maschinengewehre sich zum
größten Teil verschossen, ein anderer Teil war unbrauchbar geworden, als
plötzlich von rechts rückwärts her feindliche Maschinengewehre den Stützpunkt
unter Feuer nahmen und dessen Verteidiger zwangen, nach Norden Front zu nehmen.
Unter diesen Umstän-den mußte der zäh verteidigte Platz geräumt werden, die Mannschaften
erhielten Befehl, sich auf den Hohlweg westlich Ramillies zurückzuziehen, der
vom Reg. 99 besetzt war. Die wenigsten der Zurückgehenden erreichten diesen, da
das Gelände dorthin unter stärkstem Maschinengewehrfeuer von drei Seiten lag.
8.45
morgens überbrachte der Bataillonsführer des I. Batl. Oberleutnant d. R.
Teuffel, mündliche Meldung über diesen Verlauf des Angriffs und die
augenblickliche Lage.
9.15
vormittags verlegt der Regimentsstab seinen Gefechtsstand nach dem Bahndamm
östlich Escaudoeuvres und entsendet einen Offizier zwecks mündlicher Meldung an
die Brigade.
Bis
zum Nachmittag finden sich beim Regimentsstab die Stäbe der 3 Bataillone ein,
deren Truppenreste völlig versprengt sind: Darüber wird an die Brigade gemeldet
und die Bitte gestellt, herausgezogen zu werden, um sammeln und die Reste
zusammen-stellen zu können. 8 Uhr abends kommt dann der Befehl, nach Avesnes le
Sec zu marschieren und dort zu sammeln.“
aus:
„Das Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921
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