„Unsere
Ansicht, daß der Gegner etwas plane, war richtig, denn am 17. Oktober – dichter
Nebel lag über dem Gelände – begann in den frühen Morgenstunden schlagartig
einsetzendes Trommelfeuer mit Brisanzgranaten und Nebelbomben auf die ganze
Divisionsfront. Die schon bekannte Taktik der Engländer wurde auch hier wieder
durchgeführt. Kurz aber stark wütete das Trommelfeuer auf der vorderen Linie,
dann wurde die Feuerwalze langsam nach rückwärts verlegt und gleichzeitig
begann der Gegner mit dem Tank- und Infanterieangriff. Das völlig
undurchsichtige Nebelmeer begünstigte die feindliche Operation und plötzlich
standen die Engländer neben den vordersten Postierungen. Was blieb da anderes
übrig, als das Vorfeld aufzugeben? Tapfer kämpfend, immer wieder die M. Gs. in
Stellung bringend, wich die vordere Linie auf die Zwischenstellung zurück, die
auch gegen weitere Angriffe gehalten wurde, ja, man sollte es kaum für möglich
halten, zusammen mit den Trümmern von Res.-Inf.-Regt. 120 gelang es, die
Quennelet-Ferme und die daran anschließende Stellung dem Gegner wieder zu entreißen
und trotz schwerer Verluste zu behaupten. In diesen Tagen war es auch, daß sich
die feindlichen Flieger besonders intensiv bei den Infanterie-angriffen
beteiligten. In ganz geringer Höhe der Front entlangfliegend, beschossen sie
die in ihren Stellungen und Trichtern liegenden deutschen Truppen, warfen
Bomben und sogar Handgranaten, ein besonders niederdrückendes Gefühl, denn von
unsern Fliegern war so gut wie nichts mehr zu sehen und deshalb von dieser
Seite keine Hilfe oder Unterstützung zu erwarten. Ich erinnere mich noch genau,
daß ich an diesem 17. Okto-ber von Oberstleutnant Stein beauftragt wurde,
Hauptmann Mattes über die Lage zu orientieren, den Befehl zum Gegenangriff zu
überbringen, diesen Angriff mitzumachen und sofort Meldung über den Erfolg zurück
zu bringen. Ich ging allein den etwa 1 km langen Weg vom Regimentsgefechtsstand
zu dem in vorderer Linie liegenden Bataillon. Kaum war ich im freien Gelände,
als ein feindlicher Flieger von rückwärts aus Richtung Catillon kam, der mich
mit M. G. beschoß. Zuerst glaubte ich, daß die Kugeln zufällig um mich herum
einschlugen, als der Flieger aber kehrtmachte und mich von vorne beschoß, war
ich mir darüber klar, daß diese Munitionsverschwendung mir galt. Es blieb mir
nichts anderes übrig, als von Granattrichter zu Granattrichter, von Baumstamm
zu Baumstamm zu springen und mich immer so zu decken, daß ich nach vorne oder
hinten geschützt war, denn dieses Spiel ging eine ganze Weile fort. Welchen
Überfluß an Fliegern und Material muß der Gegner gehabt haben, daß er es sich
leisten konnte, vom Flugzeug aus auf einen einzelnen Mann Jagd zu machen!
Leider
hatte der oben erwähnte Gegenangriff, trotzdem er zunächst erfolgreich war,
nicht die Wirkung, die wir uns von ihm erhofft hatten. Trotz Verstärkung der
Front durch eine preußische Division (17. Res.-Div.), deren Regimenter auch nur
noch 150 – 200 Mann stark waren, gelang es nicht, das Erreichte zu halten. Wir
mußten langsam weichend zurückgehen, insbesondere weil der Gegner in den
Nachbarabschnitten mehr Erfolg hatte. So kam es, daß der Gegner am Abend des
17. Oktober bis an die Straße Le Cateau – Ribeauville gelangt war.“
aus: „Das Württembergische
Infanterie-Regiment Nr. 413 im Weltkrieg 1916-1918“, Stuttgart 1936
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