„Westlich
Oberburnhaupt fielen am 2. Oktober 1918 die Grenadiere Johannes Riek und Josef
Schmid. Grenadier Scholl wurde schwer verwundet. Unteroffizier Georg Nedele,
der ebenfalls schwer verwundet war, mußte in der feindlichen Stellung
zurückgelassen werden. An diesem mißglückten Unternehmen waren außer unseren
Stoßtrupps Leute des bayerischen Landwehr-Infanterieregiments 8 beteiligt.
Die
Führung der gesamten Abteilung hatte Leutnant R. vom
Landwehr-Infanterieregi-ment 8. Er befand sich mit Unteroffizier Kruttschnitt
beim Stoßtrupp A, Vizefeldwebel Grimm beim Stoßtrupp B, ebenso Unteroffizier
Nedele. Die Sturmentfernung betrug etwa 2500 Meter. Nachdem die Patrouille vier
Hindernisse durchschnitten hatte, kam sie 2.35 Uhr nachts, vom Feind unbemerkt,
an die Straße Exbrücke – Niedersulzbach, bei der sie sich zum Angriff
bereitstellte. Leutnant R. war der Ansicht. daß das noch 250 bis 300 Meter entfernte
Sturmziel in 25 Minuten nicht lautlos erreicht werden könne und beschloß
deshalb, den Beginn des Artilleriefeuers um 30 Minuten hinausschieben zu
lassen. Da der Telephontrupp entgegen seinem Auftrag nicht bis zur Straße
vorgekom-men war, machte sich Leutnant R., obgleich er eine Ordonnanz bei sich
hatte, unver-ständlicherweise persönlich auf die Suche, so daß die Trupps ohne
Führer waren.
Als
nun um 3 Uhr das Abriegelungsfeuer der Artillerie einsetzte, weigerten sich die
Unteroffiziere und Mannschaften vom Landwehr-Infanterie-Regiment 8, ohne ihren
Führer zum Sturm anzutreten, was schließlich auch begreiflich ist.
Unsere
Leute faßten darauf den Entschluß, allein anzugreifen. Sie verzichteten auf die
Sprengung des letzten Hindernisses, die mittels gestreckter Ladung erfolgen
sollte, und gingen vor. Einige Soldaten vom Landwehr-Infanterieregiment 8
schlossen sich ihnen an.
In
höchster Eile durchschnitt der Stoßtrupp Kruttschnitt das letzte Drahtverhau
und drang in den feindlichen Graben ein. Es entspann sich ein Kampf mit einer französi-schen
Grabenpatrouille, welch letzterer sogleich weitere Franzosen zu Hilfe kamen.
Bald gingen dem Stoßtrupp, der von allen Seiten bedrängt wurde, die
Handgranaten aus, so daß ihm nichts anderes übrig blieb, als sich kämpfend
zurückzuziehen. Von der feindlichen Grabenpatrouille sind zwei Mann getötet
worden.
Der
Stoßtrupp des Vizefeldwebels Grimm, bei dem sich Unteroffizier Nedele,
Gefreiter Walter, acht Grenadiere, drei Pioniere und zwei Infanteristen
befanden, wollte sich an anderer Stelle durch das Drahthindernis
hindurcharbeiten. Auf einen feindlichen Posten, der fortwährend feuerte, wurden
Handgranaten geworfen und außerdem von dem Ge-freiten Krumm, dem Grenadier Kast,
sowie einem Bayern Gewehrgranaten in den Gra-ben geschossen. Noch ehe der Trupp
den Graben erreichte, erhielt er aus allernächster Nähe Maschinengewehrfeuer.
Unteroffizier Nedele, die Grenadiere Schmid und Scholl, sowie Gefreiter Wild
vom Landwehr-Infanterieregiment 8 wurden getroffen. Vizefeld-webel Grimm gelang
es nicht mehr, an die verwundeten Kameraden heranzukommen. Etwa acht feindliche
Maschinengewehre taten von der Kleebachschanze und vom Schwebelhurst her in
Tätigkeit.
Die
Schwerverwundeten, Grenadier Karl Scholl und der bayerische Gefreite wurden von
Karl Krumm, Johann Blumenthal und Franz Hausler über das 2,5 Kilometer breite
Vorgelände getragen, wobei vier Drahthindernisse überwunden werden mußten. An
der Straße Exbrücke – Niedersulzbach trafen sie Leutnant R., der ihnen Hilfe
leistete.
Grenadier
Riek und Grenadier Schmid, die als vermißt galten, sind gefallen. Unteroffi-zier
Nedele kam schwerverwundet in Gefangenschaft.
Der
Feind führte sofort mit starken Kräften einen Gegenangriff aus. Mit einem
Maschi-nengewehr drängte er etwa 300 Meter ins Zwischengelände hinaus und
brannte dabei Leuchtsatzfeuer ab. Auf der Ziegelei Mischen und Oberburnhaupt
lag feindliches Sperr-feuer.
Nach
Feststellung der Verluste gingen Vizefeldwebel Grimm, Unteroffizier
Kruttschnitt, unsere Leute und sechs Krankenträger nochmals bis hinter das
dritte feindliche Hinder-nis vor; sie mußten aber bei beginnender Helligkeit
umkehren, ohne die Vermißten gefunden zu haben.“
aus:
„Württembergische Sturm-Kompagnie im großen Krieg“, Stuttgart 1930
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