„Gegen
6 Uhr abends rattern ganze Züge von Lastautos über das holperige französische Pflaster
in die Ortsunterkünfte und ein Bataillon nach dem andern wird verladen. Das
III. Bataillon wird direkt nach Serain befördert, während das I. und das II. in
Maretz bereits unter starkem feindlichem Schrapnellfeuer ausgeladen werden und
Serain durch Fußmarsch erreichen und –.inzwischen ist es Mitternacht geworden –
hier die Stellung an der Straße Serain – Prémont besetzen. Wie weit die vordere
Linie noch entfernt ist oder wo der Gegner ist, konnten wir nicht feststellen,
denn eine Orientierung über die Lage war nicht erfolgt und Erkundungen durch
Patrouillen waren erst eingeleitet. Nach Rückkehr derselben gegen 2 Uhr morgens
des 8. Oktober wird der Befehl zum Vorgehen erteilt. Eilig sammeln sich die
Kompagnien unter strömendem Regen und über freies Gelände geht der Marsch in
südwestlicher Richtung. Allmählich wird es hell und feind-liche Flieger
erscheinen in Massen. Bald hängen die ersten Schrapnellwolken über uns und nach
diesem Einschießen folgen die Granaten. Wir nähern uns einer Ortschaft und
stellen fest, daß es Bonrevoir-Ponchaux ist. Wir kommen auf eine schmale,
schlechte Straße, die durch einen Hohlweg in den Ort führt. Am Straßenrand sind
in den Hang schöne und gut erhaltene Stollen eingebaut, wo zunächst die ersten
3 Kompagnien des I. Batl. verbleiben, während die 4. Kompagnie gegen den Ort zu
weitermarschiert.“
„Das
III. Batl., das in Autos nach Serain befördert worden war, erhielt schon auf
dem Wege dorthin, besonders aber im Ort selbst, stärkstes feindliches
Artilleriefeuer, ein Ordnen der Verbände war nicht mehr möglich, die Kompagnien
versuchten in aller Eile den Ortsrand zu besetzen, kamen aber dort gleichzeitig
mit dem Engländer an, der alle Hilfsmittel der modernen Kriegsführung bei
seinem Angriff anwandte. Infanterieflieger und Tanks in Mengen, wie selbst wir
alten Westfrontler sie nicht gewöhnt waren, unter-stützten die in Massen
vorgehende feindliche Infanterie und die mit einem Überfluß an Munition
versehene feindliche Artillerie. So kam es, daß das Bataillon umgangen und von
vorne und hinten mit Tanks befeuert, trotz heftigster Gegenwehr großenteils
ver-wundet in englische Gefangenschaft kam.“
„Die
beiden andern Bataillone zogen sich nach der Aufreibung des III. Batls.
kämpfend auf die Bahnlinie Bertry – Bohain zurück und besetzten dieselbe
westlich Bussigny. Die Kämpfe des 8. Oktober hatten das Regiment derart
geschwächt, daß einzelne Kompag-nien nur noch aus 8 – 12 Mann bestanden. Allerdings
stellte sich später heraus, daß viele Leute während der nächtlichen Kämpfe und
während des Zurückgehens im feind-lichen Feuer zu anderen Truppenteilen gestoßen
waren und mit diesen die Kämpfe mitgemacht hatten.“
aus: „Das Württembergische
Infanterie-Regiment Nr. 413 im Weltkrieg 1916-1918“, Stuttgart 1936
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