„Wilhelm Schiefer, Sohn des Kanzleirats
Schiefer hier und in Ellwangen geboren ist 1915 als ungedienter Landsturmmann eingezogen
worden. Nach seiner militärischen Ausbildung meldete er sich nach kurzer
Verwendung in der Heimat dem Trieb seines Herzens folgend freiwillig zur
Übernahme, Einrichtung und Leitung von deutschen Soldatenheimen in
Konstantinopel und in Syrien. Manchem deutschen Soldatenherzen hat er in feinem
Verständnis für die äußeren Bedürfnisse der Jugend in seinen Soldaten-heimen die
ferne Heimat ersetzt und Geist und Gemüt nachhaltig gestärkt. Durch die
Entwicklung der kriegerischen Ereignisse genötigt, suchte auch er Anfang
November 1918 die deutsche Heimat zu erreichen. Von Konstantinopel aus ging die
Fahrt über das Schwarze Meer in die Ukraine. Schon in Konstantinopel kränkelnd,
verschlimmerte sich sein Zustand auf der Bahnfahrt unter dem Einfluß von Kälte
und äußerst mangelhafter Ernährung zusehends. In der Nähe von Kiew angelangt,
mußte er am 17. November unterwegs in Faßtow ausgeladen und der
Ortskrankenstation daselbst überwiesen werden, während seine Reisegefährten die
Bahnfahrt durch Rußland hindurch fortsetz-ten. Schon am
19. November starb er daselbst an schwerer Lun-genentzündung und wurde auf dem
katholischen Friedhof beigesetzt.
Er hat die heiß
ersehnte irdische Heimat nicht wieder gesehen, aber gewiß die himm-lische Heimat
gewonnen bei dem Herrn über Leben und Tod, dem er im ganzen Leben hindurch in
treuem Dienst schon vor dem Krieg als Sekretär des Vereins Christlicher Junger
Männer in Stuttgart ergeben war.
Um ihn trauern die
Eltern, die Geschwister und eine junge Frau mit zwei jugendlichen Knaben. In
einem Alter von 38 Jahren ist er ein Opfer des Krieges geworden und ihnen
entrissen worden, nachdem noch viele Hoffnungen für ein segensreiches Wirken an
ihn sich knüpfen durften. Gott der Herr vollende den Heimgegangenen und leite
seine Hinterbliebenen ihm nach auf ewigem Wege, damit sie mit ihm in der
Ewigkeit wieder-finden, was ihnen hier versagt blieb.“
aus:
„Kriegs-Chronik der evangelischen Gemeinde Ellwangen 1914–1918.“, Ellwangen
1920
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