„Auf
belgischem Boden, in Noirefontaine, verbrachten die Ehinger die Nacht vom
9./10. November. Von der Front her dröhnte gewaltiger Schlachtenlärm; wer
wollte da glauben, daß der Waffenstillstand vor der Tür stand! Der Rückmarsch
ging weiter, in Ordnung, so gut sie bei den verstopften Straßen und überfüllten
Quartieren einzuhalten war. In Neufchâteau, wo die Armee des Herzogs Albrecht
von Württemberg im August des Jahres 1914 ihren ersten schönen Sieg errungen
hatte, gab es eine Rast und wieder einen heiklen Auftrag: Straßenpolizei und
Schutz der wertvollen Magazine. Das Plündern war bei manchen deutschen
Truppenteilen zur selbstverständlichen Übung geworden; wollte man es ganz
verhindern, so hätte man schon mit Maschinengewehren Einhalt gebieten müssen!
So hatten die Ehinger schwere Arbeit. Unter anderem mußten damals 30 000 Liter
Schnaps vernichtet werden, um nicht in die Hände der Plünderer zu fallen.
Weiter
ging der Marsch im Verband der 3. Garde-Division bei den Nachhuten der 3.
Armee, Tag für Tag, durch frostkalte Nächte und sonnenklare Herbsttage, ins
luxem-burgische Gebiet – wo das Bataillon den nachdrängenden Amerikanern gerade
noch ausweichen konnte – nach Esch und endlich zur deutschen Grenze. Das
deutsche Grenzdorf trug den seltsamen Namen „Bettel“, aber doch war zum
Willkomm ein grü-ner Bogen errichtet mit der Inschrift: „Die Heimat grüßt die
heimkehrenden Krieger!“ Das übernächste Quartier war Ehlenz, ein sauberes und
stattliches Dorf. Am 25. November war die Bahnstation Ehrdorf bei Kyllburg
erreicht. In langer Fahrt über Koblenz und weiterhin rheinaufwärts fuhr das
Bataillon der schwäbischen Heimat entgegen. An einem trübseligen Winterabend –
es war der 27. November – zog es in dem alten Donaustädtchen wieder ein, dessen
Namen es trug und das es vier Jahre zuvor unter anderen Verhältnissen verlassen
hatte.“
aus: „Landsturm vor! Der mobile
württembergische Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1929
Paul Gundert erreichte Ehingen an der Donau nicht mehr. Kurz nachdem der Rückkehrerzug seine Heimatstadt Stuttgart passiert hatte, wurde er am 27. November 1918 in Plochingen am Neckar ausge-laden und ins dortige Johanniter-Krankenhaus eingeliefert, wo er zwei Wochen später verstarb.
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