„Der
Haupttransport der Entwaffneten (Hauptmann Schweickhardt mit 5., 8. zwei Zügen
der 6. Kompagnie, 2. Maschinengewehr-Kompagnie, Minenwerfern, der beritte-nen
Abteilung des III. Bataillons) durfte am 11. Dezember nach Bestechung die
Heim-reise antreten. (Über Kasatin, Shmerinka, Proskurow, Rowno, Białystok).
Es
muß hierbei eingeschaltet werden, daß die Fahrt über Kasatin, das sich schon am
7. Dezember hatte entwaffnen lassen, ohnehin erfolgen mußte. Der nächste Weg
wäre nun über Berditschew nach Rowno gewesen. In Berditschew standen aber noch
deutsche Truppen bis am 11., nach Mitternacht. Die Kämpfe waren noch nicht
abgeschlossen, demnach hüteten sich die Ukrainer, die entwaffneten Deutschen
mit den noch bewaff-neten zusammenzubringen.
Schon
auf der nächsten Station (Browka) wurden die Pferde und das Sattelzeug
weggenommen. In Kasatin wurde der Bagagewagen ausgeplündert. Zwischen Kasatin und
Winniza fanden weitere Beraubungen statt. Am 15. Dezember (in Gretschano)
nahmen bewaffnete Banden Geld, Uhren, Tornister und Stiefel. Nach Bezahlung von
3000 Rubeln Schmiergeld wurde der Zug nach Schepetowka weitergeführt, das am
16. Dezember erreicht wurde. Hier waren noch deutsche Truppen und eine deutsche
Bahn-hofskommandantur.
Durch
Bestechung des Maschinisten (1000 Rubel) ging die Fahrt bis Stolbunowa, wo auf
Befehl der deutschen Behörden von Rowno gehalten werden mußte. Neben dem Zug
hielt ein Zug entwaffneter Truppen vom Landw.-Inf.-Reg. 121, das im Überfluß
schwelgte, aber den Kameraden, die ohne Verpflegung waren, nichts abgab.
Am
17. Dezember lief ein Zug bewaffneter preußischer Truppen ein. Bewaffnete
russi-sche Zivilisten verlangten die Entwaffnung, die aber mit Gewehrschüssen
beantwortet wurde. Nun bekamen die Entwaffneten wieder etwas männliches Gefühl,
holten sich teilweise in der Umgebung des Bahnhofes Waffen und beteiligten sich
an der Schie-ßerei. Die Bande wurde verjagt und ihr von den Preußen noch 2 Maschinengewehre
abgenommen.
Da
der Transport ohne Verpflegung abgefahren war, mußte er sich von den Juden um schweres Geld die Lebensmittel
einkaufen.
Am
19. Dezember fuhr ein mit 1200 Rubeln bestochener Maschinist den Zug in 25
Minuten nach Rowno, wo bewaffnete ukrainische Soldaten die Wagen stürmten und
wiederum Geld, Uhren, Stiefel usw. stahlen. Nach halbstündigem Aufenthalt
konnte die Fahrt nach Holoby fortgesetzt werden. Unterwegs wurde der Transport
nochmals be-raubt und erpreßt (Klwercy). Nach Bezahlung von 10 000 Rubeln ging
es weiter, Holo-by wurde am 20. Dezember erreicht. Von hier wurde die Fahrt
wegen Wagenmangels (am 21.) in offenen Güterwagen angetreten, zum Schutz gegen
Wind und Wetter errich-teten die Mannschaften Häuschen mit Fenstern und Türen
aus Rahmenschenkeln, Brettern und Dachpappe und stellten in diese Bänke und
Öfen. Über Kowel, Brest-Litowsk, Białystok (22. Dezember) erreichte der
Transport noch am gleichen Tage in Prostken deutschen Boden.“
aus: „Das 1. Württ.
Landsturm-Infanterie.-Regiment Nr. 13 im Weltkrieg 1915–1918“, Stuttgart 1920
Karl Walz ist wohl an den Strapazen der Rückfahrt tödlich erkrankt und wurde am 22. Dezember 1918 ins Kriegs-Lazarett Kowel eingeliefert. Die Todesmitteilung in der Stammrolle der 6. Kompagnie des Württembergischen Landsturm-Infanterie-Regiments Nr. 13 ist völlig verblaßt und nicht mehr zu entzif-fern.
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