„Am
14. Dezember, 6 Uhr vormittags marschierten die Truppen der 22. Landw.-Divi-sion
in 4 Detachements von Shitomir auf der stark beschneiten Heerstraße Kiew –
Rowno ab. Reihenfolge der Truppen im Detachement Salzmann war: Brigadestab,
I./13, 1. Maschinengewehr-Kompagnie 13 ohne 1. Zug, ½ III./13, 12 Zug
Maschinengewehr-Kompagnie 13, Abteilung Feldart.-Reg. 219, Fliegerabteilung.
Die
reitende Abteilung I./13 übernahm die Sicherung in Shitomir bis zum Abzug der
letzten Truppen. Die Nachhut hatte Garde-Landst.-Bataillon Wartenburg, welches
6 Kilometer westlich Shitomir mit ukrainischen Banditen, die im Schlitten
nachfuhren, ein Gefecht zu bestehen hatte (1 Offizier tot, mehrere Verwundete).
In
8 Tagesmärschen von durchschnittlich 21 Kilometer marschierten die 4
Detache-ments, abwechselnd die Nachhut übernehmend, unbelästigt über Nowograd-Wolynsk,
das infolge der Tüchtigkeit der dortigen Soldatenräte vorher rücksichtslos
geräumt wor-den war, bis in die Gegend von Rowno (21. Dezember).
Auch
Rowno befand sich seit 17. Dezember in der Hand der Petljuristen, die die
deut-schen Etappentruppen hinausgedrängt hatten (bayrische Kavallerie-Division).
Sie be-saßen im Gefühl ihrer Unterlegenheit gegenüber den 4 bewaffneten Kolonnen
noch die Frechheit zu erklären, daß „sie einen Vorbeimarsch an Rowno nicht
stören würden, wenn Rowno nicht betreten würde“. Die Vorhut brach einen
feindlichen Widerstand vor Rowno mit einigen Artillerieschüssen und
Maschinengewehrfeuer.
Statt
ein paar Artilleriesalven von der Höhe in dieses Räubernest hinunterzuschicken
und das Gesindel Reißaus nehmen zu lassen, wurden nur Batterien bereitgestellt.
Die Rownoer Besatzung (etwa 250 – 300 Mann) knallte ohne Unterbrechung, ohne
jedoch auf die Kolonnen zu zielen. Es waren wohl Freudenschüsse! 4 deutsche
Detachements marschierten friedlich und zaghaft um Rowno herum. Wie viel besser
wäre es gewesen, die deutschen Truppen wären angegriffen worden und hätten den
Rest ihrer früheren Tatkraft vor dem Verlassen ukrainischen Bodens noch zeigen
können! Dann hätte ver-mutlich auch die Bahn nach Holoby ausgenützt werden
können. In schlechten Quar-tieren wurde am 22. Dezember ein Rasttag verbracht
(in Obarow).
Am
23. Dezember wurde der Weitermarsch über Olyka (24. Dezember) – Palcza (26. –
28. Dezember; 3 Ruhetage wegen Überfüllung der Quartiere in Luzk) – Luzk (30.
Dez-ember, Rasttag) – Holoby (1. Januar 1919) nach Kowel angetreten, das am 2.
bezw. 3. Januar erreicht wurde. (In den Ortschaften vor Kowel herrschten
teilweise Flecktyphus und andere ansteckende Krankheiten.) In Palcza trat die
erste größere Indisziplin da-durch ein, daß der Soldatenrat der 2. Kompagnie
einen Bataillonsbefehl einfach aufhob. Eine rote Fahne, allerdings in kleinem
Format, aber die einzige, die beim Bataillon je aufgepflanzt wurde, sollte
seine Kühnheit, die fern vom Feind jetzt zum Ausbruch kam, bezeugen. In Luzk
liefen viele Ukrainer mit deutschen Gewehren herum und betrunkene Deutsche mit
Russenmützen. Von Luzk aus bestand das Detachement Salzmann aus 1. Schwadron
Ul. 8, 5. Batterie Feldart.-Reg. 219, I. und ½ III. Landst.-Inf.-Reg. 13, ½ II.
Landw.-Inf.-Reg. 34. In der Neujahrsnacht gefielen sich die Deutschen und die
Ukrainer in blöden Schießereien.
Wenn
auch die Marschstraße vielfach glatt oder durch die an mehreren Tagen
herrschen-den Schneestürme verschneit war oder durch Unebenheit des Geländes
manches Stok-kung in den Kolonnen hervorrief, so war sie doch bis auf eine
Strecke gut gangbar. Schlimmer stand es um die Seitenwege zu den als Unterkunft
dienenden Ortschaften, die meistens sehr schlecht waren. Die Quartiere waren
fast durchweg eng, schmutzig und voll Ungeziefer, meistens Läusen.“
aus: „Das 1. Württ.
Landsturm-Infanterie.-Regiment Nr. 13 im Weltkrieg 1915–1918“, Stuttgart 1920
Josef Allgaier erkrankte auf dem Marsch am 1. Januar 1919 und verstarb zwei Tage später im Lazarett in Kowel.
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