Samstag, 5. Januar 2019

5. Januar 1919



„Am 8. Dezember sollte das Bataillon, in gleicher Weise wie Passau (bayer. Landsturm- Infanterie-Bataillon Passau)  auf 40 Wagen verladen werden. Feldküchen und Bagagen sollten vertragsmäßig mitgehen. Für beide Bataillone zusammen standen aber nur 40 Wagen bereit. Mit Schmiergeldern beschafften sich die Bataillone noch einige Wagen zur Mitnahme von je 2 Felsküchen, alles andere mußte zurückbleiben. Die Truppen wurden noch ausgeplündert, die Türen wurden zugeschlossen, vor jede Türe ein Posten gestellt, die Lebensmittel blieben aus. So wurde der Transport bei 10 Grad Kälte um 4 Uhr nachmittags von Kasatin abgelassen. Am 9. Dezember wurde in langsamer Fahrt Shmerinka erreicht, wo einige Tage zuvor Kompagnien des Württ. Res.-Inf.-Reg. 122 überfallen worden waren. (Eine große Anzahl ausgeraubter Leichen lag aufeinander-gebeugt in Viehwagen.)
in Shmerinka sollte jedenfalls eine weitere Beraubung stattfinden, denn die Lokomotive fuhr einfach davon und ließ den Zug stehen. Ein Österreicher warnte vor langem Bleiben in dieser Station. Durch Bestechung verschaffte sich der Transport wieder eine Lokomotive. Der Lokomotivführer wollte nach der galizischen Grenze fahren (Tarno-pol), wo jedenfalls neue Plünderungen in Aussicht standen. Durch Bestechung gelang es, ihn zur Fahrt nach Schepetowka (Linie Kasatin – Rowno) zu veranlassen.
Vor Rowno begannen nochmals Schwierigkeiten. Die deutsche Besatzung von Rowno, welcher der Transport angekündigt wurde, wollte keine entwaffnete Truppe in ihrem Bezirk haben und verlangte Rückkehr nach Kasatin und Neubewaffnung. Auf die Ver-sicherung, daß diese Truppen nicht mehr kampffähig seien, sollten sie unterwegs liegen bleiben, aber keinesfalls nach Rowno kommen. Die Lokomotive, welche sich schon von dannen machen wollte, wurde mit Gewalt am Zuge behalten. Der Transport verlangte unter allen Umständen Weiterfahrt, was schließlich unter der Bedingung gestatte wurde, daß er durch Rowno ohne Aufenthalt durchzufahren hätte.
Ohne Verpflegung und niedergedrückt fuhr die entwaffnete Kolonne nach Holoby weiter. (14./15. Dezember Ankunft.) In Kowel fand eine Untersuchung über die Vorfälle statt.“

aus: „Das 1. Württ. Landsturm-Infanterie.-Regiment Nr. 13 im Weltkrieg 1915–1918“, Stuttgart 1920

Friedrich Geiger erkrankte am 12. Dezember 1918 auf der Fahrt von Shmerinka nach Holoby. Er wurde auf der Weiterfahrt über Brest-Litowsk und Byalistok in Graudenz ins Lazarett eingeliefert, wo er am 5. Januar 1919 verstarb.

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