Der verheiratete Familienvater von fünf Kindern Jakob Steidinger wurde am 30. August 1914 zum Landsturm-Infanterie-Bataillon Horb XIII/5. eingezogen und kam am 10. Oktober 1914 nach Belgien, wo das Bataillon im Bahnschutz eingesetzt wurde. Er wurde am 21. Februar 1916 als überzählig wieder entlassen.
Am 2. Oktober 1916 wurde Jakob Steidinger erneut zum Ersatz-Bataillon des Landwehr-Infanterie-Regiments 125 eingezogen, wurde am 31. Mai 1917 zum Feld-Rekruten-Depot der 7. Landwehr-Division in Marsch gesetzt und wurde von dort am 10. Oktober 1917 dem Landwehr-Infanterie-Regiment 126 zugeteilt. Er kam zunächst in die Stellungskämpfe in Wolhynien, war ab Mitte Februar 1918 an der Besetzung der Ukraine beteiligt und gehörte bis Mitte März 1919 zur deutschen Schutztruppe in Odessa. Nach Internierung bei Saloniki auf der Heimfahrt Ende März 1919 konnten die Reste der 7. Landwehr-Division ab 10. Juni 1919 ihre Heimreise über Mittelmeer und Atlantik fort-setzen. Jakob Steidinger erreichte die Heimat nicht mehr. Er starb am 26. Juni 1919 auf dem Dampfer „Constantin“ im Golf von Biskaya an akuter Herzschwäche.
Die Regimentsgeschichte schreibt über diese Etappe der Heimreise:
„So kam langsam, aber
endlich eben doch der 8. Juni heran, der Tag unserer Einschif-fung. Auf offenen
Flößen, die von Trajektdampfern gezogen wurden, fuhr Kompagnie um Kompagnie
hinüber nach zwei alten gebrechlichen Schiffen, dem „Christian Nebe“ und dem
„Konstantin“. Am 10. Juni abends lichteten diese die Anker zur Fahrt nach der
Heimat. Um Griechenland herum führte die Reise, am 13. Juni kam zwischen
Rauch-wolken der Ätnagipfel in Sicht, an Siziliens Südküste entlang fuhren wir in
sengender Sonnenglut. Tage darauf leuchteten die schneebedeckten Gipfel der
Sierra Newada aus Spanien herüber.
Am 19. Juni wurde bei
Gibraltar vor Anker gegangen und Kohlen eingenommen. Durch korbweises Weitergeben
von Mann zu Mann gingen die Kohlen hinunter in ihren Raum.
Den 21. Juni setzte man
die Fahrt wieder fort. Während der ganzen Zeit des Aufenthalts vor Gibraltar
wurden die beiden deutschen Dampfer von englischen Motorbooten umkreist und
streng bewacht. Jede Art Verkehr vom einen zum andern war verboten. Auch auf
der weiteren Reise begleitete uns ein englischer Torpedobootszerstörer.
Nach einem Tag der Fahrt,
am 22. Juni, wurde auf offener See ein längerer Aufenthalt erforderlich, weil
der alte „Christian Nebe“ einen Maschinendefekt hatte. Nach Besei-tigung des
Schadens konnte langsam weiterdgedampft werden. Da wurde am 23. und 24. Juni
der Atlantische Ozean stürmisch. Über das englische Begleitschiff hinweg
rollten der ganzen Länge nach die Wogen und unsere Transportdampfer gingen bis
zu 4 Meter auf und nieder. Einmal wurde „Konstantin“ völlig auf die Seite
gelegt, alles, was nicht niet- und nagelfest war, rollte durch- und
übereinander.
Dem Sturm folgte am 25.
Juni dichter Nebel und fortwährend mußten die Sirenen heulen, um Zusammenstöße
zu vermeiden. Einen Toten von der 4./L. 126 versenkten wir am 26. Juni in das
Meer*.“
aus: „Das
Württemberg. Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 126 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1921
*Hier irrt die Regimentsgeschichte. Es handelt sich zweifellos um Christian Steidinger von der 5./LIR 126.
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