„Paul Hopf.
Paul Hopf ist am
15. Februar 1894 in Dettingen a. Erms als jüngster Sohn unseres Alten, Pfarrers
Hopf; bald ist aber Biberach a. R. seine neue Heimat geworden und ist es dann
immer geblieben. Um eines Hauptes Länge und um etliches in der Breite hat der
ungewöhnlich kräftige Knabe alles Volk in den Lateinschulen in Biberach und
später in Kirchheim u. T. überragt. Mit einem vielbeneideten Schnurrbart ist
der Fünfzehnjährige ins Seminar Maulbronn eingezogen. Schon als Knabe hat sich
Hopf immer darauf gefreut, auch einmal ein tüchtiger Pfarrer zu werden und
dabei ist es auch geblieben. So ist er nach den vier Seminarjahren in Maulbronn
und Blaubeuren im Herbst 1913 als stud. theol. in Tübingen eingezogen. Rasch
hat er sich die weiße Mütze aufgesetzt, rasch ist auch im frohen Freundeskreise
aus dem zurückhaltenden, fast schüchternen Seminaristen ein fröhlicher, immer
geselliger Student geworden. Zwei ungetrübte köstliche Friedenssemester im
alten Tübingen hat Hopf noch erleben dürfen.
Dann kam der Krieg. In den ersten Augusttagen ist auch
Hopf, wie so viele, in Ulm unermüdlich von Kaserne zu Kaserne gezogen, um sich
dem Vaterland als Freiwilliger zur Verfügung zu stellen, bis er am 8. August
beim Fußart.-Rgt. 13 angenommen wurde. Zu seiner Ausbildung kam er zuerst nach
Ostwald bei Straßburg und dann nach Graudenz. Trotz der trefflichen
Gesellschaft, welche ihm die Bundesbrüder Ehrenfried und Hetsch geleistet
haben, ist ihm dort die Zeit des Wartens nach seinen eigenen Berichten recht
lang geworden, bis er mit seinem Regiment im Jahr 1915 an den Stellungskämpfen
in Rußland und dann an der Herbstoffensive von der Mlawa bis an die Beresina
teilnahm. Infolge der großen Strapazen und Entbehrungen in diesen Kämpfen
erkrankte Hopf Ende 1915 an Herzneurose und mußte ins Lazarett gebracht werden,
zuerst nach Grodno, später nach Hamburg. Dazuhin brachte ihm das Jahr 1916 noch
eine Furunkulose und eine schwerer Nierenvereiterung mit hohem Fieber. Das
Beste daran war ein vierwöchiger Erholungsurlaub in der Heimat; im Herbst 1916
ging’s dann zu einem Offiziersaspirantenkurs auf der Schießschule Thorn und von
da wieder ins Feld zur 6. Batt. des Fußart-Rgts. 21, bei dem Hopf inmitten
einer ganz preußischen Umgebung manchmal ordentlich Heimweh nach einem
„Spätzles-schwaben“ gehabt und beinahe sein gutes Oberschwäbisch verlernt hat.
Nun kamen nacheinander die schweren Kämpfe an der Westfront: im Frühjahr 1917
die Doppel-schlacht Aisne-Champagne, der besonders aufreibende Stellungskampf am
Chemin des Dames, im Winter 1917–18 die Kämpfe in der Siegfriedstellung und im
Frühjahr 1918 die große Offensive in Frankreich an der Scarpe und bei
Armentières.
Von Weihnachten
1916 an als Offizier-Stellvertreter, seit Herbst 1917 als Leutnant hat Hopf,
obwohl seine Gesundheit längst nicht mehr fest war, in unermüdlicher Treue und
Gewissenhaftigkeit seinen oft schweren Dienst als Artillerieverbindungsoffizier
getan, bis er am 18. Juli 1918 kampfunfähig wurde; infolge einer schweren
Gasvergiftung und gleichzeitiger Grippe hatte sich plötzlich Bluthusten eingestellt.
Damit war der
Krieg für ihn zu Ende, mit einem schweren Schaden an der Lunge kehrte er in die
Heimat zurück. Doch hat er sich in den Lazaretten in Hannover,
Jordanbad-Biberach, in den Sanatorien Schömberg und Alpirsbach so gut erholt,
daß er, scheinbar völlig genesen, im Zwischensemester 1919 das Studium, nach
dem er sich so lange lebhaft gesehnt, wieder aufnehmen konnte.
Mit großer
Freudigkeit und voller Energie hat er sich nun auf die Wissenschaft geworfen,
um möglichst bald ins Amt eintreten zu können. Im Juli 1920 machte er das
theologische Vorexamen, dessen gutes Ergebnis für ihn noch einmal eine große
Freude gewesen ist; im Frühjahr 1922 sollte die erste theologische
Dienstprüfung folgen, da kam in den Sommerferien der böse Rückfall. Nach dem
ersten, ganz überraschenden Blutsturz daheim begab er sich sofort zur
militärärztlichen Beobachtung in das Versorgungslazarett Ulm, kaum war er aber
dort, so folgten rasch nacheinander eine ganze Reihe von schweren Blutstürzen.
Acht schwere Wochen hielt das ungewöhnlich kräftige Herz den furchtbaren
Ansturm des immer gleich hohen Fiebers aus, aber alle ärztliche Kunst und alle
Fürsorge der Mutter, die ihn die ganze Lazarettzeit über persönlich gepflegt
hat, konnte nichts mehr helfen.“
aus:
„Gedenkbuch der Tübinger Normannia für ihre Gefallenen“, Stuttgart 1921
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